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Male in der Luft herum und wickelte ihn dann um einen vielleicht einen Meter langen, dünnen Ast, an dem sich noch frische, grüne Blätter befanden. Den so vollkommen eingehüllten Zweig legte er dicht vor den Füßen des Vizekönigs nieder und trat dann zurück, alles, ohne nur ein einziges Wort zu sprechen. Hierauf reichte ihm sein Gehilfe Dama-Schenk eine Flöte, auf der Sarka-Mana eine für meine Ohren äußerst melodische Tanzweise zu spielen begann. Plötzlich fing der in den Seidenschleier eingewickelte Zweig an, sich zu bewegen, erst ein wenig, dann immer heftiger, bis sich das Seidenbündel mit einem Male kerzengrade aufrichtete und aus den Falten des herabsinkenden Schleiers der platte Kopf und der halbe Leib einer Kobra, einer der gefährlichsten Giftschlangen Indiens, sich herausschälte.

Sarka-Manas Flötenspiel ging nun in ein immer schnelleres Tempo über. Und wie magnetisch von den Tönen angezogen, bewegte sich die Kobra langsam auf den alten Fakir zu, der sich inzwischen mit untergeschlagenen Beinen auf dem kostbaren, dicken Perserteppich niedergelassen hatte. Immer näher schlängelte sich das gefährliche Reptil, immer näher, bis es so dicht vor dem Flötenspieler lag, daß er es bequem mit der Hand erreichen konnte. Was nun folgte, geschah so blitzschnell, daß ich die Einzelheiten des Vorganges nicht klar zu übersehen vermochte. Jedenfalls griff Sarka-Mana plötzlich mit der Rechten nach der Kobra und schwenkte schon im nächsten Augenblick denselben belaubten Zweig in der Hand, den er vorhin in den seidenen

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Walther Kabel: Das Auge des Brahma. Leipziger Kriminalbücherverlag, Werner Dietsch Verlag, Leipzig 1919, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Auge_des_Brahma.pdf/65&oldid=- (Version vom 30.6.2018)