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seinem eigenen Urteil nicht. Vielleicht war er in einer Umgebung aufgewachsen, in der ein krankhaftes Ehrempfinden in ihm geweckt worden war. Die Ehrgesetze, die er in seiner eigenen Brust trug, konnten vielleicht nur die durch Standesvorurteile eingeengten Normen eines nach jeder Richtung hin überzüchteten engen Kreises von Menschen sein, – Normen, die noch aus der Rumpelkammer altüberlieferter Tradition stammten, die nichts mit dem modernen Tempo des Lebens, nichts mit dem neuen Rhythmus der neuen Zeit zu schaffen hatten. Es war wohl so.

Und ich war zerstreut … Erzählte, war nur halb bei der Sache, schaute an Joachim vorbei und sah vor mir noch immer das rührende Bild jener Frau, der Mammi …

Ich war mit dem knappen Bericht des Rattentotschlags und seiner ungeahnten Folgen fertig, erwartete nun von Joachim eine Gegenäußerung. Sein Schweigen lenkte meinen Blick wieder auf sein Gesicht. Da sagte er schon: „Haben Sie etwas derartiges schon gesehen, Abelsen?“

Und ich, eingesponnen in Gedanken, die einem fremden Weibe galten, folgte seinen gen Nordwest über die Buchenwipfel hinweg auf den Nachthimmel gerichteten Augen …

Der Mond, die Lämplein des Firmaments: feine Dunstschleier lagen darüber. Ich hatte auf das veränderte Aussehen des Himmels bisher nicht geachtet. Jetzt konzentrierte sich mein von so vielen widerspruchsvollen und eigenartigen Dingen erfüllter Geist mit all seiner durch Naturliebe gesteigerten Beobachtungsgabe auf das außergewöhnliche Phänomen, das dort am nordwestlichen Horizont sichtbar war. Hätten wir uns in Polargegenden

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/107&oldid=- (Version vom 30.6.2018)