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ebenso glitschig. Meine Ellenbogen sanken tief ein. Ich kam nur langsam vorwärts. Besonders bergan – eine ungeheure Quälerei. Und dann noch der pestilenzialische Gestank!!

Nachdem die Höhe des stinkenden Hügels überwunden war, sah ich den Kopf des Wales vor mir. Das tote, verwesende Meeressäugetier lag mit dem Schwanze im Wasser. Der Leib auf dem Tanghaufen, etwas zur Seite geneigt, so daß der Bauch zum Teil zu sehen war. Es war ein Walfisch von etwa vierzehn Meter Länge, daß er harpuniert worden, dann krepiert und hier angetrieben, bewies das Riesenloch auf dem Rücken, aus dem bereits gebleichte Knochenteile herausragten.

Und sonst?! Der Kadaver war wie eine Gallertmasse. Die Haut bereits verwest … Gelbgrüner Speck trat überall hervor. Aus dem Bauche hingen Eingeweide, Lunge und Leber hervor, nur noch Fetzen, denn gerade auf diese Leckerbissen hatten die Möwen[1] und die großen Feuerlandraben es abgesehen.

Gestank?! – Nein, es gibt keinen Ausdruck, diese Düfte zu kennzeichnen, die dem Kadaver entströmten und die ich einatmen mußte.

Und dann, während mir das Wasser schon im Munde zusammenlief und der Magen zu revoltieren begann, – dann das Entsetzliche, Unfaßbare, unnennbar Grauenhafte: Aus dem Bauchgallert, wo die Rippen schon freilagen, ragten zwei menschliche Köpfe hervor, triefend von Tran, halb bedeckt mit Hautfetzen, Stücken von Eingeweiden … Schwarze Haare, braune Gesichter … graubraun: Chubur und Chico, festgebunden an den Rippen, hineingestoßen in die Bauchhöhle, daß eben nur die Köpfe hervorschauten.


  1. Vorlage: Möven; siehe S. 71 Möwenschwärme.
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/129&oldid=- (Version vom 30.6.2018)