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sich umständlich eine Zigarette an. Dabei schaute er jedoch die Straße nach beiden Seiten hinunter. Aber von dem Manne in dem grauen Pelerinenmantel, der sich so lebhaft für die Fenster der Wohnung Durgassows interessiert hatte, war nichts mehr zu sehen. Doch Dreßler, dessen Argwohn der Unbekannte in hohem Maße erregt hatte, gab das Umherspähen nicht so schnell auf. Langsam ging er bis zur nächsten Ecke und bog in die Querstraße ein, um aber schon nach wenigen Schritten kehrtzumachen. Da erblickte er auch wieder den Grauen, der sich bis jetzt fraglos in einem Hausflur verborgen gehalten hatte.

Dreßler ging jetzt, ohne ihn irgendwie zu beachten, vorüber. Er mußte herausbekommen, ob dieser wildfremde Mensch vielleicht irgend ein Interesse an seiner Person nahm. Tat er dies, so konnte Dreßler daraus leicht weitere Schlüsse ziehen. In gemächlichem Schritt setzte der Doktor seinen Weg fort, passierte wieder den Kassubischen Markt und ging dann weiter durch die Töpfergasse nach dem Holzmarkt zu. Der in dem grauen Pelerinenmantel blieb getreulich hinter ihm, wie er bald vorsichtig feststellte. Da huschte ein leises Lächeln über sein frisches Gesicht. Und triumphierend konnte er sich eingestehen, daß er sich in seiner ersten Vermutung nicht geirrt hatte. Dieser Fremde stand vielleicht in irgend einem Zusammenhange zu dem rätselhaften Verschwinden Durgassows. Ohne Absicht hatte der Mann sicher nicht so unermüdlich diese heimlich spähenden Blicke zu den Fenstern des alten Herrn emporgeschickt. Nun hieß es nur, die Spur des Unbekannten nicht verlieren.

Dreßler war schnell mit seinem Plane fertig. Als er in die Hauptverkehrsstraße, die Langgasse, gekommen war, trat er in ein Papiergeschäft und ließ sich verschiedene Sorten Schreibpapier vorlegen. Er entschied sich für einen Karton Büttenpapier. Dann fragte er, ob er das Telephon für einen Augenblick benutzen könnte, und wenige Minuten darauf wußte Jakob Wenzel, der kleine Antiquitätenhändler, dessen

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)