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haben würde, wenn jener junge Mensch, der aus Eifersucht zum Mörder geworden war, sich nicht in einem Anfall bitterster Reue an Bord des Amerikadampfers Hassia selbst entleibt hätte. So nun kennen auch Sie mein Geheimnis, Frau Maria. Bisher hielten Sie mich für einen harmlosen Doktor der Philosophie, der vor einigen zehn Jahren an der Münchener Technischen Hochschule Chemie studiert hat, dabei mit Ihrem Gatten recht bekannt geworden ist und man hier in Danzig die frühere Freundschaft wieder aufgefrischt hat. All das stimmt ja auch. Aber zwischen jener sorglos frohen Studentenzeit und jenem Tage vor zwei Jahren, wo ich meinem alten Karl Wieland hier zum ersten Mal wieder begegnete, liegt eben fast ein Dutzend Lebensjahre, über deren Inhalt ich Sie und die Ihrigen, Frau Maria, ebenso mit bloßen Andeutungen abgespeist habe, wie dereinst Michael Durgassow dies seinem Kinde gegenüber in Bezug auf seine Vergangenheit getan hat. – Und nun reichen Sie mir die Hand, – so: – Wir wollen von jetzt an Verbündete sein, heimliche Verbündete. Was in meinen Kräften steht, soll geschehen, um Ihnen Ihr Glück zu erhalten! – Mir aber müssen Sie versprechen, sich nie anmerken zu lassen, daß Heinz Dreßler jener Privatdetektiv ist, der sein geliebtes Handwerk freiwillig aufgab, weil er eben für diesen Beruf ein allzu mitleidiges Herz besaß. – Damit genug von jenen Zeiten, die hinter uns liegen. Die Gegenwart verlangt ihr Recht. Zurück zu den Rätseln, die uns das Verschwinden Ihres Vaters aufgibt. Welche Folgerungen ich aus jenen rotumränderten Zeilen in der Zeitung für unseren Fall ziehe, und inwieweit ich diese Folgerungen nunmehr nach Ihrer offenen Beichte und meinen heutigen persönlichen Beobachtungen zu ergänzen vermag, sollen Sie der besseren Übersicht halber nochmals im Zusammenhang hören. – Ihr Vater ist fraglos schon damals im Jahre 1890 aus Indien vor denselben Leuten geflohen, die ihm auch jetzt hier wieder nachstellen. Sein ganzes Verhalten, so die Änderung seines Namens, sein ruhelosen

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Walther Kabel: Das Geheimnis eines Lebens. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_eines_Lebens.pdf/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)