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Sie hat zuweilen einen so verzweifelten Ausdruck in den Augen, daß es mir wehtut … –

Ja – sie spielt Komödie, sie gibt sich anders, als es in ihrem Innern aussieht. Sie hat sich mir gegenüber verraten …

Und das kam so …

Ich lobte diese neue Wohnung, den freien Blick über die Felder und die friedliche Stille …

Da lachte sie mit einem Male …

Oh – es war ein Lachen, das tief ins Herz schnitt, ein Lachen, das mein Lob dieses Heims völlig austilgte …

Ich war über dieses Lachen so verwirrt, daß ich Hilde nur ängstlich anschaute …

Und da fühlte sie wohl, daß sie sich eine Blöße gegeben hatte … Da sagte sie schnell, um diese ihre schreckliche Heiterkeit zu bemänteln:

„Herr Hubert, verzeihen Sie … Aber das Haus ist doch derart baufällig, daß man es wirklich nicht loben kann …“

Worauf sie sich hastig verabschiedete …

Viel zu hastig, als daß es mir nicht hätte auffallen sollen … –

Ich war wieder allein …

Ich war allein und merkte, das meine Ruhe und meine Gleichgültigkeit diesem Lachen Hildes nicht gewachsen waren …

Ich fühlte jetzt mit aller Deutlichkeit: die beiden warnenden Mitteilungen sind berechtigt gewesen!! Hier ist nicht alles so, wie es sein soll! Hier gehen unsichtbare Gespenster um! Hier wird sich noch mehr ereignen als das, was ich bisher erlebte …!

Was aber – – was?! –

Ich werde zu Fiedler hinabgehen …

Ich muß …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)