Vom Mars wissen wir durch direkte Beobachtung, daß er Reif oder Schnee an den Polen hat, was nur mit dem Vorhandensein einer Atmosphäre vereinbar ist. Außerdem hat man Spuren von Wolken und Nebel in der Marsatmosphäre und Sandstürme auf dem Mars mit Sicherheit beobachtet.
So viel wissen wir also mit recht großer Sicherheit über das Vorhandensein von Atmosphären der Planeten in unserem Sonnensystem. Ohne Zweifel gibt es in der Nähe von anderen Sonnen ähnliche mit Atmosphäre versehene Planeten, obgleich wir keine solchen kennen. Die sogenannten dunklen Begleiter, welche in der Nähe von verschiedenen Sternen wegen ihrer Bewegungen oder Helligkeitsveränderungen angenommen werden, sind so groß, daß sie wohl durch und durch gasförmig sind, wie die großen Planeten in unserem Sonnensystem; wir können also keine eigentliche Atmosphäre, noch lebende Wesen auf ihnen vermuten. Über die chemische Zusammensetzung der Atmosphären unserer zwei Nachbarplaneten wissen wir sehr wenig aus direkter Beobachtung. Wohl haben sehr viele Beobachter, unter anderen die größten Autoritäten auf dem Gebiete der Sternspektroskopie, wie Huggins, Janssen und Vogel, angegeben, daß sie Wasserdampf in den Atmosphären dieser Nachbarn nachgewiesen haben. Die letzten Bestimmungen von Campbell (1909) über das Marsspektrum fielen aber negativ aus, und man muß ihnen viel größere Bedeutung zuschreiben, als den älteren Beobachtungen. Demnach ist wohl auch eine kritische Zurückhaltung in bezug auf die Ergebnisse der älteren Messungen über das Venusspektrum, aus denen die Anwesenheit von Wasserdampf in der Lufthülle dieses
Svante Arrhenius: Das Schicksal der Planeten. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H., Leipzig 1911, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schicksal_der_Planeten.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)