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Seite:David Wolleber - ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung.djvu/18

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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

Grabmälern zu Backnang ließ sich Wolleber von dem dortigen lateinischen Schulmeister Daniel Mehradt abschreiben[1]. Einzelne Daten über den Erzherzog Ferdinand erbat er sich von Christoph Wendler von Bergenrodt, dem österreichischen Statthalter zu Rottenburg[2]. Mit den Schulrektoren Christoph Ried in Schorndorf, Jakob Frischlin in Waiblingen, Simon Studion in Marbach stand er in regem Verkehr, wahrscheinlich auch mit dem Klosterpräzeptor Jakob Walter in Lorch und mit Jakob Spindler, einem früheren Lorcher Mönch. Über vieles, namentlich Zeitgenössisches, hat er jedenfalls auch sonst Erkundigungen eingezogen.

Wir haben gesehen, daß Wolleber den Ursprung der Herren von Württemberg sehr weit zurückführt. Da diese Art der Genealogie jahrhundertelang die herrschende blieb, lohnt es sich, ihrer Entstehung nachzugehen. In der gedruckten Literatur jener Zeit finde ich nur in den schon genannten Werken von Lazius und Sebastian Münster einige Angaben über die ältesten Herren von Württemberg, die weniges Richtige mit wenigem Unrichtigen vermischen und als Quellen für unsere Frage nicht in Betracht kommen, obgleich Matthias Holtzwart von Horburg, dessen 1568 gedruckter Lustgart neuer deutscher Poeterei zu Ehren dem fürstlichen Haus Württemberg[3] im Besitz Wollebers war, seine spärlichen genealogischen Angaben der Kosmographie Münsters entnimmt. Auch wenn wir den Verweisungen damaliger Chronisten auf gedruckte Quellen folgen, kommen wir nicht weiter. So beruft sich Simon Studion für die Hausmeier Pipins, Erbenthal und Eberhard von Württemberg, auf Peucers Chronik (lib. 3, fol. 357); wenn wir aber die Stelle auffinden, so handelt sie wohl von den Hausmeiern, nicht aber von Erbenthal und Eberhard von Württemberg. Oder wenn derselbe für den Grafen Werner von Grüningen, der nach Hessen gezogen sei, sich auf Naucler (Gener. 38, f. 178 – in der Ausgabe von 1579 f. 818) beruft, so findet sich dort wieder kein Beweis für das Gesagte. Wir müssen daher die älteren handschriftlichen württembergischen Chroniken zu Rate ziehen, und da wundert es uns nicht, wenn wir in der ersten Bearbeitung von Historia und Zeitbuch aus dem Jahre 1579 die Angaben Sebastian Königs wiederfinden, der sich seinerseits auf wenige urkundlich beglaubigte Angaben und einige aus den damals für glaubhaft gehaltenen Turnierbüchern beschränkt hat. Schon die zweite Bearbeitung desselben Werkes von Wolleber zeigt, daß dieser weitere Studien gemacht hat. Seine Gewährsmänner werden jetzt abwechselnd Simon Studion und der Hofregistrator (Archivar) Andreas


  1. Dessen Brief vom 30. November 1589.
  2. Schreiben vom 25. August 1597.
  3. Ein Exemplar in der Universitätsbibliothek zu Tübingen.
Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)