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Für uns Schwaben sang er sein „Rheinschwäbisch“, eine köstliche Sammlung mundartlicher Gedichte in mittelbadischer [altkarlsruher] Sprechweise. Verlag v. G. Braun, Karlsruhe, 1868, 2. A. 1873. Es sind gar herzige Grüße, die der patriotische Dichter ins „linke Elsass“ (wie der Breisgauer das württembergische Schwaben nennt) herübersendet. Diesmal redet er nicht mit den sieben Schwaben (siehe Widmung von „Biedermaiers Liederlust“), sondern mit allen Schwaben, die ein Herz für das große Deutschland haben. Schon früher hatte er dann und wann „politisirt“, einige seiner hiehergehörigen Gedichte übertrug er später sogar aus dem ursprünglichen Hochdeutsch ins geeignetere Rheinschwäbisch.[1] Ein köstliches Gedicht ist „Reichsäpfel“ (1860), eine übermütige Satire (Faustiade) auf die lächerliche Triasidee vor 30–40 Jahren. (Kehraus II, 169 – in die Ges. Dicht. leider nicht aufgenommen). Im „Frankforder Firschtedag“ 1863 lässt er seinen Volkspolitiker Horat. Treuherz, einen Vorgänger des im neuen Reich beliebt gewordenen „Bartikülier Bliemchen“ (der G. Schumannschen Muse), anlässlich des Ausbleibens des Königs Wilhelm I. von Preußen in ahnungsvoller Weise folgende Worte singen:

Kommt odder kommt er net? so hat’s als ghaißa,
Un in sei’ Feischtle sich der Bismarg lacht.
Ja der! Mer sagt, dass er seim Herr sei’ Ohr hat –
Wer waißt, was der verleicht noch alles vorhat!

Den schützenfestlichen Patriotismus jener wortreichen und tatarmen Tage illustrirt er in den „Sprachforschern“ 1864, wenn er z. B. einen großdeutsch gesinnten Festgast seine begeisterte Tischrede also beschließen lässt:

Das große Deitschland werd se balvol macha,
We-mir recht oft un vil nor zammekeemte:
Wie mehnder as wie ehnder – horra hoch!

Gegen die undeutsche Weltbürgerlichkeit mancher Politiker sang er das Letzenburger Nationallied 1866:

Bin nicht französisch, nicht holländ’sch,
Geschweige deutsch, ich bin ein – Mensch.
Dazu ein durch und durcher
Geborner Letzenburcher.


  1. Wol zu unterscheiden von dem Salondialekt (schwäbelnden Hochdeutsch) des Gebildeten. Vergl. „Der schwäbische Professor,“ Ges. Dichtg. II 453.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XX_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)