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Aeußerst gerne möcht ich sehen,
Dass Du so gesund verbleibst,
Dass Du – wenn’s um mich geschehen –
Mir dann meine Grabschrift schreibst.

Niemals kommt von Dir Zuwid’res,
Was wie hohle Gasluft kracht;
Du schreibst vielmehr stets nur Bied’res,
Das die Menschen besser macht.

Biedermaier-Eichrodt schrieb postwendend ein Antwortschreiben zurück („Gesammelte Dichtg.“ II, S. 158), das also beginnt:

Den Sie nennen Biedermaier,
Ihm war’s immer Himmelslust,
Schartenmeier’n mit der Leier
Sich zu werfen an die Brust.

Die bestellte Grabschrift, welche der überlebende Dichter jenem nach zehn Jahren (1887) schrieb, lautet:

 NACHKLANG.
Schartenmeier ist hinüber,
Seufzet Biedermaier jetzt,
Und die Zeit erscheint ihm trüber,
Die ihm diesen Schlag versetzt.

Und es hängt auch Biedermaier,
Welchen nicht mehr alles freut,
An die Holzwand seine Leier,
Denn es ist nun andre Zeit.

Eichrodt schickte sich an, sein Haus zu bestellen – der „letzte Wille“ des Dichters ist in der von ihm selbst besorgten Auswahl seiner Dichtungen niedergelegt. Schon im Vorwort zu den Lyrischen Karikaturen 1869 hatte er darüber geklagt, dass er vielfach nicht recht verstanden werde, weil eben „die Pfiffigkeit der Menschen allzu groß“ sei… Und heute wartet er noch auf eine nüchterne Würdigung seiner wahren Verdienste. Wird seiner heiteren Muse wol bald die wolverdiente litterarhistorische „Verklärung“ zu teil? Wir wollen hoffen, denn das Beste auf der Welt ist eben doch das Lachen.

Winzerhausen. AUGUST HOLDER.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XX_012.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)