Seite:De Briefe die ihn nicht erreichten Heyking Elisabeth von.djvu/116

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in den einsamen, entlegenen Tempeln der Umgegend lebten.

»Wie hat sich denn das alles so schnell derartig verändern können?« fragte ich ihn.

»Da kam vieles zusammen,« antwortete er mir. »Seit ein paar Jahren herrscht in mehreren Provinzen Hungersnot, und es ist dadurch ein Grad des Elends entstanden, den man in Europa überhaupt nicht kennt. Viele Arbeiter fürchten auch für ihren kleinen Broterwerb, wegen der Erbauung von Eisenbahnen und der Befahrung der Flüsse mit Dampfschiffen, wovon sie dunkel als von etwas Ungeheuerlichem reden hören. Nachrichten über auswärtige Begebenheiten verbreiten sich in China zwar langsam, noch 1897 erinnere ich mich, Priester und Mandarine in der Gegend von Jehol gesprochen zu haben, die nichts von einem japanischen Kriege ahnten, aber allmählich ist doch die Kunde von den letzten europäischen Annexionen in weitere Kreise gedrungen und hat Beschämung und Erbitterung hervorgerufen. Die wachsende Unzufriedenheit richtete sich anfänglich gegen die Dynastie und Regierung, die all diese Übergriffe zugelassen hatten. Nun ist es aber der Kaiserin gelungen, diesen Zorn von sich abzulenken, indem alle seit dem September 1898 alle fremdenfreundlichen Elemente verfolgt und diese anklagt, an allen Einbussen, die China in den

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)