Seite:De Briefe die ihn nicht erreichten Heyking Elisabeth von.djvu/144

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mich erheben kann, dem Schicksal sei es auch gedankt, daß in mir selbst die Bitterkeit längst schweigt.

Wehmut und Mitleid allein sind geblieben.




28.
Berlin, Mai 1900.

Die Zeit meines Bruders ist kurz bemessen. In einer Woche muß er nach New York zurück. Jetzt ist er auf ein paar Tage zu seinem Chef gereist. Ich warte hier in Berlin auf ihn, und dann werden wir uns zusammen einschiffen denn natürlich gehe ich wieder mit ihm – wir gehören ja seit soviel Jahren nun schon zusammen und sind uns gegenseitig ein Stück Heimat. Sie, lieber Freund, werden das gewiß verstehen. Hier sagen mir freilich viele Bekannte, ich solle doch nun in Berlin bleiben und mir ein Heim gründen – als ob dazu nur gehörte, eine Wohnung zu mieten und Dienstboten zu engagieren. Manch einer näselt dann auch wohl: »Wäre gerade, was in Berlin fehlt, Haus einer unabhängigen Frau, geistiges Milieu, neutraler Grund, könnte politisch von Bedeutung werden.«

Welch einsames, kleines Heim würde das sein,

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/144&oldid=- (Version vom 31.7.2018)