sein, und was wird noch alles folgen? Von allen Ländern aus fahren jetzt Schiffe nach dem fernen Osten; sie sind voller Menschen, die bis vor wenigen Tagen von China vielleicht nur wußten, daß dort die Männer Zöpfe tragen und die Frauen auf winzigen Füßen einhertrippeln. Diese Kosaken und Franzosen, Engländer und Italiener, Söhne deutscher Gauen, Amerikaner, Japaner, sogar Inder – wozu ziehen sie aus? An einem entlegenen Erdenwinkel werden sie unbekannte gelbe Männer treffen, die ihrerseits von ihnen nie vorher gehört haben. Tausende von Meilen trennten sie bisher von einander, und sie konnten weder Freund noch Feind sein, denn sie wußten nicht einmal von der gegenseitigen Existenz. Trotzdem wird jetzt einer den andern umbringen, und man wird das schön und patriotisch nennen.
Wie sinnlos scheint es doch alles!
Viele ziehen jetzt aus jung und gesund und werden nie wiederkehren, durch Krankheiten mehr noch als durch Kugeln hingerafft. Andere werden wohl zurückkommen, aber wie? Und alles, um die Fehler anderer zu sühnen!
Und wenn man nun an die Chinesen denkt, an diese armen Unbekannten. Wie viel noch namenloseres Elend wird dort entstehen? Aber auch da wird es nicht die eigentlich Schuldigen treffen,
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)