den politischen Anschauungen vollzogen habe. Diese Veränderung drückt sich in einem enorm gesteigerten Selbstgefühl aus. Die ganze Nation ist vom Glauben, zu etwas Besonderem bestimmt zu sein, erfüllt, ein Glaube, durch den schon soviel Großes auf der Welt erreicht worden ist. Sie fühlt sich als politische Erwählte des Herrn. Und es ist eine ganz amüsante Mischung der Gefühle, vor denen man als Zuschauer steht: ganz trocken prosaische Berechnungen von künftigen Handelsvorteilen, die errungen werden sollen, und daneben eine beinah religiöse Begeisterung für den Beruf, andern Licht und Freiheit zu bringen, aber nicht etwa nur den wilden Völkern – da haben wir ja alle dieselbe Pretension, Händler und politischreligiöse Apostel zu sein –, sondern gerade auch uns armen, umnachteten Europäern. Amerika fängt an, nach allen Seiten seine Fühlfäden auszustrecken – kann wahrscheinlich gar nicht anders, denn man empfängt hier den Eindruck einer angesammelten Kraftfülle, die ungeduldig auf den Moment wartet, sich zu betätigen, der dabei gar keine Wahl bleibt, sondern die durch die Logik der Dinge getrieben werden wird, sich weitere Grenzen zu suchen, sich in immer neuen Weltfragen geltend zu machen.
Wie der einzelne Amerikaner sich schon seit jeher stets den Besten jedes anderen Landes gleichgefühlt
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)