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und seine kunstsinnigen Töchter auf ihren Reisen gesammelt haben. Das Haus hat seine eigene Physiognomie, viel Erlebtes liegt darin und es bleibt uns in der Erinnerung, wie eine ausgeprägte Persönlichkeit. Der alte Mr. Bridgewater ist in diesem Hause geboren und bewohnt es jetzt mit Kindern und Enkeln – das ist in New York an sich schon eine Merkwürdigkeit.

Nach dem O’Doyleschen Fest war dieses Diner wie die Offenbarung einer anderen amerikanischen Welt – und beide Häuser liegen doch nur ein paar Blocks von einander entfernt! Wir hören aber so viel von der amerikanischen Gleichheit reden, davon, daß der Präsident aller Welt die Hände schüttelt, daß wir leicht auf den Gedanken kommen könnten, die amerikanische Gesellschaft sei eine einzige gleiche Brühsuppe, aus der, als Klöße, nur etliche Vanderbilts herausragen. Aber ganz im Gegenteil. Die hiesige Gesellschaft zerfällt in zahllose verschiedene Koterien, die himmelweit von einander entfernt sind. Es sind ja alles Amerikaner, und gewisse Rasseneigenschaften werden sie wohl gemeinsam haben, aber zwischen der O’Doyleschen und der Bridgewaterschen Koterie z.B. ist ein Unterschied, wie zwischen einem rohen Stück Rindfleisch und einem im Café Anglais servierten Tournedos à la Rossini. Und die Tournedos achten

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)