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hinaus in die kalte graue Winterwelt und lernte Miß Tatiana de Gribojedoff kennen.

Wenn Sie den Namen auch dreimal lesen, lieber Freund, sie heißt wirklich so, und das Miß hat auch seine Berechtigung.

Tatianas Vater war natürlich Russe, ihre Mutter dagegen war die Tochter eines aus Illinois stammenden amerikanischen Konsuls Carmichael in Archangel, und in jener kalten Weltecke hat auch die Wiege der kleinen Tatiana gestanden. Madame de Gribojedoff, née Carmichael, scheint sich dort aber nie so recht behaglich gefühlt zu haben, woraus ihr meinerseits kein Vorwurf gemacht werden soll. Ihr Bestreben ging dahin, Tatiana in der Kritik und Mißachtung alles Russischen zu erziehen und ihr eine unbedingte Bewunderung für alles Angelsächsische beizubringen. Als der Vater Tatianas starb, ein bedeutendes Vermögen hinterlassend, wanderten beide Damen nach Amerika zurück; seit dem Tode ihrer Mutter lebt Tatiana als unabhängige alte Jungfer in New York.

Ihr Häuschen ist vollgepfropft mit all denjenigen Dingen, die gewitzigte Leute auf Reisen sorgfältig zu kaufen vermeiden. So hat sie sich von den Niagarafällen indianische Mokassins mitgebracht, die an einer Wand hängen, dicht neben einem spanischen Fächer, auf dem ein Stiergefecht

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)