fuhr sie in dem begonnenen Gespräch fort: »Wahrlich, Mr. Baschmakoff, jeden Tag, wenn ich von der Unterdrückung der armen Finnen lese, bin ich dankbar, daß ich auswanderte und eine freie amerikanische Bürgerin geworden bin.«
»Aber liebe Tatiana Feodorowna«, antwortete der kleine, dicke Herr, »es wäre Ihnen doch nichts in Rußland geschehen – Sie sind ja gar keine Finnländerin.«
»Das ist eine feige Ausrede. In solchen Fällen muß man sich eins fühlen mit den Unterdrückten. Da ich all dem Unrecht, das in Rußland geschieht, nicht abhelfen konnte, habe ich wenigstens durch meine Auswanderung dagegen protestiert.«
»Immer die gleiche, immer dasselbe Feuer bei unserer lieben Tatiana Feodorowna,« seufzte der alte Herr.
»Und bei Ihnen immer der gleiche Eigensinn, in jedem Satz wenigstens einmal diese komische russische Anrede anzubringen – Tatiana Feodorowna!«
Herr Baschmakoff legte die Hand auf seinen vorspringenden Magen, in der Gegend, wo hinter all dem Fett das Herz sitzen muß, und erwiderte: »Es ist mir eben mein Leben lang der liebste Name der Welt gewesen.«
Das alte Fräulein schien hierdurch etwas besänftigt,
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)