der Betenden durch sein geräuschvolles Benehmen gestört hätte. Da mir kein Bewohner des Dorfes bekannt ist, der auf Eleganz Anspruch erheben kann, so scheint er ein Bewohner des Schlosses gewesen zu sein. Waren Sie es vielleicht gar? und bei dieser Frage guckten zwei Spottkobolde aus ihren glänzenden Augen, hüpften dann auf ihre schwellenden Lippen und spielten in den rosigen Mundwinkeln.
Sie rächen sich, mein Fräulein, für die Aufrichtigkeit, mit der ich Ihnen gestand, dass ich Ihr Bild nicht wieder vergessen konnte. Aber das passirt Einem sehr leicht mit schönen Bildern. Ich werde auch niemals das Bild der Herodias in unserer Gemäldegalerie in Wien vergessen, der der Kopf des enthaupteten Täufers auf einer Schüssel servirt wird. Auch Sie, mein Fräulein, lächelten eben gerade so reizend spöttisch wie Herodias. Ich beginne jetzt zu fürchten, dass alle schönen Frauen so lächeln, wenn sie sehen, dass man ihretwegen den Kopf verloren hat. Sie irren aber, wenn Sie glauben, dass ich damals die Andacht der Anwesenden stören wollte, ich
Daniel Spitzer: Das Herrenrecht. L. Rosner, Wien 1877, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Herrenrecht_Spitzer_Daniel.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)