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unbekannt: Die Frau

oder der Turteltaube begnügt, sondern einen erwiedernden Gegenstand sucht, der in der Gestalt der Jugendgespielin so lange genügt, bis der Eigentliche entdeckt und gefunden ist, dann kann die Freundin ihren Bündel schnüren und schauen, daß sie auch einen Eigentlichen wo findet. Dauert eine solche sentimentale Frauenwirthschaft fort über die gesetzmäßige Zeit der 16 Jahre, so war entweder der Eigentliche noch nicht erschienen, oder er war nicht der Rechte.

Und wäre es denn ein Wunder, wenn Frauenherzen mehr denn je auf allerlei Irr- und Abwege geriethen?

Nicht gepflegt, ihr eigentlicher Werth weder erkannt, noch geachtet, ihre Würde verletzt, nicht benützt ihr richtiges Gefühl, der angeborne Takt und Scharfblick, womit sie die unscheinbarsten Beziehungen überblicken und beurtheilen, den Schlüssel zu manchen wichtigen Resultaten liefern, sehen sie sich frivolen Gegenständen gleichgestellt, die höchstens das sinnliche Auge der Empfindungen vorübergehend beschäftigen, ohne den moralischen Adel zu heben nur als schöne Zierde oder Staffage in den Vordergrund gezogen.

Vernachläßigt, nicht gebraucht, gehen sie spurlos verloren, oder sinken in der jämmerlichen Alltäglichkeit

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unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/10&oldid=- (Version vom 21.11.2023)