ich von Dir träumte. Nur eine Liaison kann ein Ende nehmen –, gleichgültig ob sie durch das Sakrament der Ehe geheiligt wurde oder nicht –, wenn die Sinne sich nicht gegenseitig täglich aufpeitschen.
Meine Reise hierher war voller Abenteuer. Vielleicht wollte das Schicksal mir helfen, meine Gedanken abzulenken. Die Wege sind schlechter denn je, – es gibt kaum noch einen Bauern, der für ihre Ausbesserung Frondienste leisten will –, zuweilen sogar in offenbarer Absicht mit großen Steinen besät. Zweimal brach infolgedessen ein Rad meines Wagens; es erschienen im Augenblick zweifelhafte Gestalten in zerlumpten Röcken, die mit den Händen in den Hosentaschen zusahen, wie meine Diener sich mühten, den Schaden wieder gutzumachen. In meiner Herberge verweigerte man mir Futter für die Pferde; schon gab ich Befehl zum Aufbruch, als der Wirt nach einem kurzen Gespräch mit dem Kutscher es mir aufdrängte, ohne eine Bezahlung annehmen zu wollen. Wie ich erfuhr, hatte der Name meines Kriegskameraden Lafayette genügt, ihn umzustimmen. Als ich weiterfuhr, hatte sich die ganze Bewohnerschaft des Ortes um mich versammelt, und in der Stille der Nacht tönten mir noch lange ihre Rufe nach: „Es lebe die Freiheit!“ – „Es lebe die Republik!“
Hier empfingen mich alarmierende Nachrichten.
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/342&oldid=- (Version vom 31.7.2018)