liebende Frankreich heute in helle Wut gerät, hat den Rest von Respekt vor dem Kriegsherrn und seinen Ratgebern zerstört. In Kriegshäfen, Schiffe und Armeereformen haben wir Millionen gesteckt, und besitzen nicht einmal so viel politische Macht, um uns vor dem Hohngelächter der Nachbarn zu schützen. Die preußischen und englischen Diplomaten, die hier zusammentreffen, haben leichtes Spiel.
Daß der Herr Marquis der Provinzialversammlung in Straßburg beiwohnen will, ist sehr erstaunlich. Darf ich vielleicht dem Prinzen mitteilen, daß Sie um jene Zeit allein sein werden?
Schönste Marquise. Bisher zögerte ich, Ihnen zu antworten, denn was blieb mir zu sagen übrig? Sollte ich klagen, weil Sie nicht kommen mögen? Sollte ich Hoffnungen aussprechen, die nichts als leere Worte gewesen wären? Oder sollte ich Ihnen zur Erheiterung im Tone der Pariser Parlamentsräte das „üppige Hof leben“ schildern, den „Taumel des Vergnügens“, in dem wir leben; den „Goldregen“, der sich über uns ausgießt, „während das Volk im Elend verkommt?!“
Hier statt dessen ein Bild der Wirklichkeit: Nur von wenigen ihrer Getreuesten begleitet, durchstreifte die Königin die herbstöden Gärten von
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/441&oldid=- (Version vom 31.7.2018)