Meine Sehnsucht siegt über meinen Stolz und meine Vernunft. Du bist allein. Ich bitte Dich, übergib meinem Reitknecht Deine Antwort auf meine Frage: Kann ich Dich sehen?
„Ich ertrüge es nicht,“ sagst Du, „die Augen gehen mir über, wenn ich einmal aus der Burg ins helle Licht des Tages komme. Das Herz würde mir brechen, wenn ich Dich sehe –“
Wüßte ich nicht so sicher, daß niemand bei Dir ist – bei Gott, Delphine, ich könnte nicht anders, als an einen Nebenbuhler glauben!
Die Gespenster der Vergangenheit steigen vor mir auf. Gut, daß es ein Feld atemlos heißer Kämpfe gibt, in die ich mich stürzen kann.
Verehrte Frau Marquise. Was ich versprach, vergesse ich nicht. Wenn ich nicht schrieb, so darum, weil ich den Prinzen monatelang aus dem
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/447&oldid=- (Version vom 31.7.2018)