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Aber sobald Du gesehen Deiner Mutter Antlitz[1], so kehre Dein Haupt wieder hieher; –

Denn erinnere Dich wohl, dass Deine Braut in dem duftigen Zimmer einsam ist, einer Waise gleich.

Gütig und wohlüberlegt bemerkte ich meinem scheidenden Geliebten: –

„Solltest Du Deine alte Liebe vergessen und eine Andere heirathen, so steht es ganz in Deiner Macht;“

Aber wie konnte ich nur heimlich denken, dass Du, als Du schiedest, jemals die Rückkehr vergessen würdest? –

Ach, es ist besser, plötzlich zu sterben, als so Deiner zu gedenken und sich von Tage zu Tage zu härmen! –

Es kam Einer und sagte, Du wärest wieder verheirathet; –

O wie oft suchte ich es zu glauben; aber es war schwer, es zu beweisen. –

Erst später, als Sinkew in Deine Heimath und wieder zurückreiste, –

Erfuhr ich, dass Mann und Frau so einträchtig lebten, wie in den Tagen der Herrin Wankeun[2]. –

Dafür hasse ich Dich tödtlich, Herzloser, Ehrvergessener, der Du bist! –

Das Schicksal, das durch die Ehe auf tausend Meilen Getrennte


  1. Wörtlich: Die Miene des Mitleids. Das Gesicht des Vaters dagegen wird gewöhnlich die Miene der Strenge genannt.
  2. Siehe Note l. zu Ende.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)