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geht mir zu Grunde, sie ist um ihre schönsten Lebensjahre –“, nun kamen die Tropfen, sparsam und brennend, und diesmal echt. „Was wissen Sie von den Gefühlen einer Mutter! Wir haben kein Vermögen, wie Sie wissen, die Pension reicht jämmerlich für uns beide. Ich glaube, daß es nur übertriebenes Pflichtgefühl ist, was Sie zu dem Brief an Toni veranlaßt hat. Sie konnten es nicht ertragen, daß Ihre Braut von der Liaison mit der Malerin erfuhr – mein Gott, es war ja auch ungeschickt –“

Richard lachte wüthend und gell. „Aber es ist ja kein Liaison da! Seid Ihr denn alle verrückt? Aber das ist ja, um selber toll zu werden!“

Die Frau maß ihn verächtlich von oben bis unten. „Ja, wenn Sie so anfangen, wenn Sie leugnen –“

„Hören Sie,“ rief Hausdörffer und packte ihren Arm, den sie angstvoll zurückzog, „man hat Sie belogen, ich könnte Ihnen eine Geschichte erzählen, so harmlos, so unschuldig, aber Sie sind nicht die Dame, um harmlose, unschuldige Geschichten zu glauben! Nein, es nutzt nichts“ rief er heftig, „und darum zur Hauptsache. Toni ist frei, weil wir nicht zueinander passen. Ich kann sie nicht heirathen, weil ich sie nicht liebe, und weiter hatte ich keinen Grund. Die Unentschlossenheit hat mich fast krank gemacht. Wenn das so fortgeht, geb’ ich mich in eine Nervenheilanstalt –“

Mama faßte sich an die Stirn, eine große Ermüdung

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/174&oldid=- (Version vom 19.8.2019)