Schwarzverschleierte, „das ist mein Schatz gewesen, der war mit mir beim Tanzen heute. Aber ich laß ihn laufen, weil der arme Teufel kein Geld nie hat. Du bist jetzt mein Schatz, wenn du ein Geld hast. Aber erst zeigen!“
„Was zeigen?“ fragte Häcksel.
„Geld zeigen,“ schnauzte ihn die Königin der Nacht barsch an.
„Niemals,“ gab der Verwirrte zurück. „Das ist mein Begräbnisgeld, das verausgabe ich nicht fürs Tanzen. Das gäb ich auch nicht dem Teufel!“
„Was, du Aff, du blöder,“ kreischte ihn das Frauenzimmer an. „Von mir aus kannst du dich auf dem Mist begraben lassen!“ Und da sie von fern den Schritt eines Schutzmannes hörte, gab das Frauenzimmer dem Häcksel eine sausende Ohrfeige und sprang in die Nacht davon.
Dieser Backenstreich hatte das Gute, daß er den Burschen wärmer machte, als wenn er einen Kognak bekommen hätte. Und ganz wach geworden, begann auch er zu laufen, so rasch er konnte, dorthin, wo am Ende der dunklen Neubautenstraße der Nachthimmel heller leuchtete, und wo ihm Leben zu sein schien, das ihn lockte.
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)