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wachsen runde Granithügel auf, und von allen Bäumen bleiben nur noch die Tannen am Wege, die Birken und die Eichen. Aber der Buche, dem Ahorn, der Pappel, dem Nußbaum und der Kastanie, – allen diesen geht der Atem aus vor dem Granit, der mit rostroten Eisenadern gezeichnet ist. Das Land ist dort mit Granit gepanzert, und hinter Gothenburg beginnt eine Steinzone, wie sie sich kein Deutscher in keiner Ecke Deutschlands träumen kann, nicht in den Alpen, nicht im Riesengebirge, – nirgends; und auf meiner Reise um die ganze Erde, die ich vor fünf Jahren machte, bin ich niemals, selbst nicht am Himalaja, einer solch grotesken Steinwelt begegnet, wie die ist, die sich von Gothenburg bis nach Strömstad breitet. Am Meer ist die unterhaltendste Partie dieser Steinwelt die Station Fjellbacka, die nur eine Schiffstation ist und keine Eisenbahn hat. An der Eisenbahn aber, zwischen Gothenburg und Strömstad, ist es hauptsächlich der Umkreis um die Station Tanum; hier ist die Steinwelt derart furchtbar, daß das Land hier nicht mehr von Menschen bevölkert scheint, nicht von Tieren, nicht von Vögeln, nicht von Bäumen, sondern von gigantischen blauen und grauen Granitfiguren.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)