eingeschnallt, lag ein langer zusammengerollter Reiseschal. Diesen muß die Kurzsichtige für einen Menschen gehalten haben.
Ich rief ins Treppenhaus hinunter, und die Dame kam scheu und vorsichtig heraufgestiegen und wollte es mir nicht glauben, daß kein Mensch da wäre und daß nur ihr zusammengerollter Reiseschal sie erschreckt hätte. Sie behauptete, der Mensch wäre fortgelaufen.
Ich sah es ihr an, wie sie sich schämte, es sich selbst einzugestehen, daß sie wieder getäuscht worden sei. Ich fragte, ob sie den Menschen durch ihr Lorgnon gesehen hätte. Nein, sie hatte ihr Lorgnon vergessen, wollte aber trotzdem nicht zugeben, daß sie den Reiseschal für einen Menschen angesehen hatte. Dann bat sie mich, da ich mal oben war, einen Augenblick bei ihr einzutreten.
Drinnen in den Zimmern war alles in größter Unordnung. Wie buntes Gemüse lagen die Dinge durcheinander, und sie entschuldigte sich, daß sie mit dem Packen noch nicht fertig sei. Ich mußte zwischen verschiedenen Gegenständen in einer Ecke des Sofas Platz nehmen.
Dann ging sie in die Küche, wo die Terrier eingeschlossen waren, die ihr sehr zugetan
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/273&oldid=- (Version vom 31.7.2018)