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beschatteten Weinlaubenweges standen. In diesem grün überwölbten Weg hingen dicke dunkle Trauben, und am Ende lag dicht vor der weißen Steinschwelle und den weißen Steinpfosten der Gartentür das blaue Wasser des Sees wie ein abgrundtiefer Himmel.

An der einen Seite des Gartens war eine überlaubte Spielbahn, wo nachmittags die italienischen Soldaten, Sizilianer, Neapolitaner, Genuesen, schwarzhaarige und braunhäutige Kerle, zwischen Vesper und Abendläuten mit viel Lachen und Witz ihr Boccia spielten.

Die Küche des Gasthauses war bescheiden, der Wein gut und feurig. Mein steingepflastertes Zimmer, sauber und geräumig, sah nach dem See und dem Berg Monte Alto. Die Tageszeiten in Limone wurden nicht bloß durch das viele Läuten der Kirche eingeteilt, sondern auch von dem dreimaligen Vorüberfahren der großen Passagierdampfer, die täglich die Rundreise um den See machten.

Unter einem großen japanischen Mispelbaum im Garten bei der Haustreppe nahm ich meine Mahlzeiten ein. Und hier spielten sich auch die Szenen jenes inneren Gewitters ab, das ich beim Betreten jenes schwülen, scheu versteckten Ortes vorausgeahnt hatte.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/293&oldid=- (Version vom 31.7.2018)