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Herannahen ereignisschwangerer Augenblicke vorausgefühlt hatte.

„Was suchen Sie hier?“ fragte ich sie hundertmal in meinem Herzen, während meine Tür geschlossen war und ich den Besuch noch nicht gesehen hatte. Und Ulrikes Geist antwortete mir: „Ich suche Unruhe, Fieber. Ich suche, wenn es nicht Glück sein kann, Unglück, Vernichtung, wie du, wie ihr alle.“

Als ich dann, des Fragens müde, erschöpft eingeschlafen war, weckten mich Mandolinenmusik und italienischer Gesang aus dem Garten.

Ich stand auf. Es war Nacht geworden. Es mußte neun oder zehn Uhr sein. Ich fühlte mich ganz gesund. Draußen auf dem See suchte der Scheinwerfer des Wachbootes die Berge ab und schoß ab und zu in den Garten unten, wie ein Eindringling, zwischen die Bäume, und mir war, als müßte es jedesmal einen schrillen Laut in den Blättern geben, wenn der Lichtpfeil durch das schlafende Laub schoß, das dann wie Metallschlacken hell und dunkel aufglänzte.

Wahrscheinlich hatte Ulrike schon den ganzen Ort zu Freunden. Während der paar Stunden, in denen ich schlief, und in denen die Russin, die fließend italienisch sprach, sie

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/304&oldid=- (Version vom 31.7.2018)