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gewendet und große Augen gemacht. Darum unterdrückte ich den Wunsch, der auch nicht heftig genug war, um sich gegen alle Widerstände durchzusetzen.

Aber heute abend, wenn Ulrike auf das Scheinwerferboot gehen würde, vom Zolloffizier eingeladen und vom singenden Studenten und dem die Gitarre spielenden Drogisten begleitet, dann wollte ich, dem Briefträger zum Trotz, das schöne Mädchen zu einer Nacht- und Nebelfahrt auffordern.

Während ich noch dieses träumte, erschien unten im Garten Ulrikes roter Kopf und stand gegen den blauen See wie eine große dunkelrote Geranienblüte. Sie beschattete mit den immer lebendigen Fingern ihre Augen, sah zu mir herauf und rief mir zu, sie sei fertig angekleidet, um mit mir in jenen Weingarten der Italiener zu gehen, wo die Leimruten für den Vogelfang aufgestellt wären.

Jetzt im Morgen schien mir Ulrike nicht mehr wie der Brennpunkt alles Lebenden zu sein. Wohl stand sie rotleuchtend im Garten, aber ihr helles Gesicht und ihre Hände blitzten kühl und blank wie die Seewellen draußen. Und es fiel mir auf, daß ihre Schönheit, beim starken Tageslicht besehen, beim

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/325&oldid=- (Version vom 31.7.2018)