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„Liebende Frauen sind weise Frauen,“ sagte ich. Und indessen sie die Koffer packte und die Wolle für Lappland zu unterst stopfte und dabei italienische Lieder vor sich hinsang, reiste ich in sechzig Stunden von Strömstad direkt nach Rom, immer das Giftfläschchen in der Westentasche betastend, daß es mir nicht auskäme.

Als ich in Rom dann das Fläschchen Seiner Heiligkeit in die Hand drückte, wie es mir die weise und liebe Frau geraten hatte, lächelte Pius und sagte verständnisvoll:

„Das macht nichts, das kommt öfters vor.“

„Natürlich,“ sagte ich eilfertig aus Verlegenheit. „Darf ich Eure Heiligkeit fragen, was Sie damit anfangen werden,“ setzte ich neugierig hinzu.

„Das stellen wir zu den andern,“ nickte der Papst. Und ebenso nickte Seine Eminenz, der Kardinal del Val, der bei meiner Audienz zugegen war: „Das stellen wir zu den andern.“

Das Gespräch wurde in den vatikanischen Gärten geführt, die mir durch ihre Regelmäßigkeit, regelrecht gestutzte Taxushecken, etwas pedantisch und langweilig vorkamen, mir, der ich gerade von der Insel der heiligen Kühe kam, vom Lande, wo die Steine

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)