Ich aber wollte nicht mehr nach Limone zurück. Ich hatte genug von dem abenteuerlichen Aufenthalt und wollte noch in der Nacht nach Torbole rudern. Da glitt das Scheinwerferschiff an mir vorbei, und mit dem verzweifelten Schrei: ‚Nehmen Sie mich auf!‘ sprang Ulrike vom Boot herunter zu mir in den Kahn. Dann ruderte ich aus Leibeskräften und schloß die Augen und ruderte, nur von dem Gedanken der Flucht angetrieben.
Ulrike aber hing mir an meinem Halse während ich ruderte, und die junge Dame flehte mich an, sie zu ihrem Bräutigam nach Freiburg zu rudern, da sie gewiß nie mehr einen anderen Mann ansehen wollte als ihn und kein Unglück mehr suchen wollte, sondern das Glück der Ehe, soweit das einem Iguanodon möglich sei.“
Also hatte ich gefabelt.
Ulrike, die längst ein Taschentuch vor den Mund gehalten und öfters während meiner Erzählung wiehernd aufgelacht hatte, stöhnte jetzt:
„Uff, uff, Sie haben recht. Ich werde heute noch nach Freiburg abreisen, um nicht all das Unglück anzustiften, das Sie mit solcher Wollust
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/353&oldid=- (Version vom 31.7.2018)