Platz der Welt. Dort gab es noch nie eine Lüge, nie einen Diebstahl, nie einen Mord; nie mußte dort jemals das Gericht einschreiten und keine Polizei. Die Menschen dort sind noch die reinsten unschuldigsten Heiden,“ platzte ich heraus, weil mich die hochmütigen Gesichter der römischen Herren ärgerten.
Meine Worte mußten sehr gut gewirkt haben, denn Seine Heiligkeit lächelte Seine Eminenz an, und Seine Eminenz lächelte Seine Heiligkeit an. Und diese Lächeln gingen miteinander über die Taxushecken, über die Palmen und über die weißen Geländer der Terrassen des vatikanischen Gartens, versöhnlich hinauf bis in den üppigen blauen römischen Himmel.
Der Papst hob das Giftfläschchen, das zugleich mit dem großen Ring am Daumen seiner Hand funkelte, wieder ans Licht.
Die Allmacht dieses Siegelringes zuckte mir zu gleicher Zeit mit dem Schiller des Giftfläschchens entgegen. Ich verstand nicht sogleich, daß diese Geste des Papstes mir meine schöne unschuldige Insel Koster beleidigen wollte.
„Menschliches Gift kann lange im Verborgenen
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)