nicht der Papst, nicht der Dichter, nicht die Christen, nicht die Heiden. Und ich dachte, daß ich mit dieser großen Weisheit dann entlassen würde.
Aber nein, – Pius reichte mir nur die Hand, die das Giftfläschchen hielt, zum Abschiedskuß, und mit den Augen auf das Fläschchen deutend:
„Mein Lieber, wir werden es zu den andern stellen.“ – – –
„Wenn das nur nicht großes Unglück anstiftet,“ sagte später die Frau, die ich liebe, zu mir. „Das kann nicht gut sein, wenn man im Vatikan ein Giftfläschchen zum andern stellt. Der Kapitän auf Koster, der dreißig Jahre das Fläschchen aufbewahrt hatte, ist ganz wild davon geworden, und die Leute nannten ihn schließlich einen Heiden. Wenn nur nicht der ganze Vatikan von dem Kostergift wild wird!“
Und wirklich, die vielgeliebte Frau hatte wieder recht. Ein paar Wochen später schon begann die Geschichte mit den Modernisteneiden, und die Bannflüche fliegen seitdem wie Giftpfeile aus dem Vatikan über die Alpen.
„Das kommt davon,“ sage ich zu meiner Frau (wenn ich die Bayerische Landeszeitung
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)