Kopf von links. „Daß ich heute reise, geschieht aus allerhöchster Notwendigkeit. Ich bin eine Abgesandte. Ich muß Flohmänner ins Bergwerk herbeiholen, frische kräftige gesunde starke Flohkerle.“
„Warum ist Stänker, mein Leibfloh, zu diesem Auftrag nicht gut genug gewesen,“ fragte Häcksel ein wenig verletzt die Flöhin.
„Hat man je gehört, daß ein Flohkerl so reizend ist, daß seinetwegen andere Flohkerle einen Sprung machen? Es muß schon eine Flöhin kommen, wenn Flohmänner sich holen lassen sollen.“
„Und da hat man dich also, die Zarteste, mit mir nach München geschickt?“
„Ach was! Man hat nicht mich mit dir geschickt. Sondern du bist von mir und uns allen ausersehen worden, mich nach München zu bringen,“ behauptete die Abgesandte hinter Häcksels Ohr.
„Ich gehe meinethalben und nicht deinethalben, nicht in Flohangelegenheiten, sondern in meinen gesunden Todesangelegenheiten gehe ich nach München,“ meinte Häcksel störrisch, als eben das Morgenlicht aus den Waldbäumen grell auf seine Nase schien. „Licht und Lärm kommen immer zusammen,“
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)