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Aber noch eine andere, und für Dich vielleicht schwerer zu erfüllende Aufgabe muß ich Dir, meine Alix, übertragen. Ich hoffe, Du wirst daran den Grad meines Vertrauens zu Dir ermessen können und es nicht als Grausamkeit empfinden, wenn ich gerade Deinen jungen Schultern diese Last auferlege. Ich bin 78 Jahre alt und kann jeden Tag abberufen werden. Es ist mir möglich gewesen, meine einzige Tochter, Deine Mutter, durch regelmäßige pekuniäre Zuwendungen, durch Geschenke, Badereisen und dergleichen, vor quälenden Sorgen zu bewahren. Nichts konnte mich mehr freuen, als daß ich dazu imstande war, denn seine Lieben mit dem zu unterstützen, was man entbehren kann, ist niemals ein Opfer. Deine Mutter hat es um so selbstverständlicher angenommen, als sie stets zu dem Glauben berechtigt war, daß ihr künftiges Erbteil noch unangetastet in meinem Besitz sich befinde. Um den Frieden ihrer Ehe nicht zu stören, habe ich ihr die Wahrheit verschwiegen. Sterbe ich, so wird sie erfahren, daß Hans auf Grund dieser Erbschaft von meinem Sohn Walter im Laufe der Jahre Darlehen empfing, die sie sogar um ein beträchtliches übersteigen. Das wird für Deine Mutter nicht nur eine große Enttäuschung sein, es wird auch Einschränkungen aller Art nach sich ziehen, und auch an bitteren Empfindungen zwischen Deinen Eltern wird es nicht fehlen. Dir, meine Alix, teile ich das schon heute mit, damit Du bereits jetzt Deinen Einfluß dahin geltend machst, daß Euer neues Leben sich möglichst einfach gestalte, und Du fortfährst, ein fleißiges Hausmütterchen zu sein. Deine Eltern glauben Deiner Jugend, Deiner Zukunft, einer möglichen Heirat alle Rücksicht

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/437&oldid=- (Version vom 31.7.2018)