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weiß. Die einzige Entschuldigung, die ich ihm zubilligen kann!“ Ich mußte mich neben ihn setzen, wie in früheren Jahren, und er behielt, während er sprach, meine Hand in der seinen.

„Ich sagte dir schon, – du bist mein Kind! Du hast meine Leidenschaften, mein heißes Herz, mein wildes Blut. Bist du die – die Frau dieses Mannes, so wird – ich weiß es genau, ganz genau! – eine Zeit kommen, früher oder später, wo dein Herz sich vor Qualen zusammenkrampft, wo dein Blut nach Liebe schreit – schreit!! – hörst du? – Nach einer Liebe, die dieser Mann dir nie wird geben können! – Dann wirst du unglücklich werden, totunglücklich – oder –,“ er brachte nur mit äußerster Anstrengung die letzten Worte hervor – „eine Ehrlose, – eine – eine Dirne!“

„Papa, lieber Papa!“ ich streichelte ihm die Hände „du könntest so nicht sprechen, wenn du mich besser kennen würdest! – Ich bin kein Kind mehr – ich habe viel erlebt, – sehr, sehr viel gelitten, mein Blut hat endgültig ausgetobt, mein Herz weiß von keiner anderen Liebe als von der, die Georg mir bietet!“

„Du irrst, – und dieser Irrtum wird dein Unglück werden. Ich kenne dich besser, als du dich in diesem Augenblick kennst –.“ Seine überwachten Augen sahen ins Weite, er schien immer mehr zu vergessen, daß ich neben ihm saß. „Auch ich liebte – und verzehrte mich nach Liebe! Und warb ein viertel Jahrhundert lang um sie, die mein Weib war. Ich wollte nicht begreifen, daß all meine Leidenschaft sie nicht erwärmen konnte –! Bis ich ein alter Mann geworden bin, bis ich einsehen lernte, daß nichts – nichts im Leben mir Wort hielt,

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/581&oldid=- (Version vom 31.7.2018)