Seite:De Merian Sueviae 059.jpg

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S. Blasij / oder S. Blesi /

Ein reiches vnd vornehmes Benedictiner Closter / auffm Schwartzwald / ein Meil Wegs von der Statt Waldshut gelegen: so vom Käyser Othone M. bestättigt worden Crusius weiß das Jahr seiner Stifftung nit gewiß: Ziehet gleichwol ein geschrieben Pergamentin Buch an: In welchem also steht: Anno 962. hat / Bruno, ein Mönch zu Corbey / vnnd Befreundter Hertzog Hermans / seinem verstorbenen Bruder Amalungo, Fardensi Episcopo, succedirt. Reginbertus, ein Diener Gottes / (den Theils von Seldenbeuren / vnd dises Orts Stifftern nennen) ist gestorben. Dieser hat die Abbtey S. Blasij in Schwaben erbawt. Biß hieher dieses Buch. Sihe aber Munsterum in Cosmograph. vnd Henric. Pantal. de Illustr. viris German. vnnd vnden die Verzeichnuß der Costantzischen Bischöff. Grasserus, in seinem Itinerario Historico politico saget am 27. Blat / es lige solches Closter in der Einöde / in welcher zun Zeiten Keysers Diocletiani, die Christen erstlich sich heimblich auffgehalten: Das Closter sey folgends Anno 949: gebawet: Bertholdus Constantiensis aber / in appendice ad Hermannum Contractum will / daß es Anno 1093. von Grund auf erbawen worden. Ist Costantzer Bistumbs / vnd hat den halben Theil an der Vestung Guttenberg / sampt dem Halßgericht vber das Dorff Fiezen / vnd den Wildban daselbst / auch zu Dotnaw ein Silber Bergwerck / Anno 1521. auff 4. zu Roß / vnd 48. zu Fuß / oder 240. Gulden monatlichen zum einfachen Römerzug belegt / aber hernach / wie man findet / auff 120. Gulden modelirt worden: wirdt aber vom Hauß Oesterreich eximirt; gleichwol der H. Abbt / wegen der erkaufften Herrschafft Bondorff / monatlich / zur Craiß Cassa, 25. Gulden. 30. Kr. contribuirt, vnd deßwegen Sitz / vnd Stimm / bey den Schwäbischen Cräißtägen hat.


Blawbeuren.

Die alten Francken haben einen Wasserstromen / oder Runß / einen Rhonn geheissen / vnd etwan daher die Flecken an den Wassern gelegen / jhre Namen Byrhonn empfangen / als diese Statt Blawbyrhon im Land Würtenberg auch. Papst Urbanus II. nennet dz Benedictiner Kloster allhie / ausser der Statt gelegen / in seinem Diplomate, Buhrense, vnd Burrhonense, von welchem (so Oesterreichisch Lehen) dem Papst / als Schirmherrn / jährlich ein Bizantius, oder Goldgülden / ist gegeben worden. Das Wasser die Blaw genannt / so vnter Justingen entspringet / hernach sich verbergen solle / kompt allhie beym besagten Kloster / vnter dem Berg / auß einem Loch / so der blawe Topff genant wird / herfür / sihet blawlecht auß / vnd fält zu Vlm in die Thonaw; daher dann der besagte Nam entsprungen; wiewoln die Alten theils solchen anderswoher führen / vnnd die Statt einen blawen Bawren in jhrem Wappen hat / den jr Keyser Fridericus IV. geben. Es war / vor Erbawung gemelten Klosters / (so vmbs Jar 1095. die Pfaltzgrafen von Tübingen / Grafen zu Ruck vnd Herrn deß Schlosses Gernhausen / gestifftet) allhie ein kleine Capellen zu S. Johann dem Täuffer / auch von gemelten Pfaltzgrafen erbawet. Es ist in solchem Kloster ein herrliche grosse Kirch / vnd in derselben ein köstlicher Altar / so von den Frembden mit Verwunderung gesehen wird. Hat auch ein feines Cymbelwerck. An. 1447. hat Graf Conrad von Helffenstein / dem Graff Ludwigen von Würtenberg / diese Statt / oder vielmehr Stättlein / an dem Albgebürg / so sich allhie anfahet / gelegen / sambt den Schlössern Gernhausen / Ruck / vnd Blawenstein / vnd 13. Dörffern (darunter Papelaw / Wippinpen / Asch / ) auch die Collatur der Kirchen zu Ringingen / vnnd Asch / alles miteinander vmb viertzig tausendt Gülden / vnnd Jährlichen zu seiner Vnterhaltung zweyhundert Gülden (jedoch mit Vorbehalt der Zöll / vnnd dem Geleyt auff den Strassen) verkaufft. Vnnd haben hernach An. 1449. die Graffen Vlrich / vnd Conrad von Helffenstein / den Vlmern / auch den halben Theil vom Zoll vnd Geleyt allhie zu Blaubeuren: Item / zu Geißlingen / Siessen / Kuchen / Itzelberg / Natta / Gussenstatt / Stubersheim / Mercklingen / Wippingen / Machelsheim / Heydenheim / etc. verkaufft. Das

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_059.jpg&oldid=- (Version vom 30.4.2018)