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Und auf einmal wußte ich klar und deutlich, warum ich Fontana nicht ermordet hatte. Warum nur der große Muth zu diesem Mord fehlte, weil ich nicht frei war, weil mich Rücksichten, Leidenschaften fesselten, vielleicht auch, weil mir noch ein Rest der fluchwürdigsten alter Schwächen, ein latenter, verborgener Rest von Mitleid geblieben war.

Nein, kein Weib, keinen Freund!

Keine Leidenschaft, keine Liebe, keinen Haß, kein Ehrgefühl, keine Rache. Nur einen Drang, einen heiligen, großen Drang nach schrankenloser Zerstörung.

Weg mit dieser Welt, die mich anekelt, weg mit ihr, weil sie mich anekelt. Weg mit dieser giftigen, verpesteten Umgebung, in der alle Triebe verkümmern, alle Leidenschaften verkrüppeln!

Blut und Trümmer, der riesige Schutthaufen einer zerschlagenen, zerschmetterten Welt, die hingemordete Leiche eines altersschwach gewordenen, verblödeten Ungeheuers. Und aus diesen faulenden Gliedern, aus diesem todten Riesenaas soll ein neues Leben sprießen, ein Leben mit leuchtenden, hellen Farben, mit starken Trieben, mit nie zu sättigenden Leidenschaften, ein Leben des reinen Kampfes, weil Kampf die Freude und das Schöne ist.


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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/096&oldid=- (Version vom 31.7.2018)