Die anwesenden Klubjungfrauen sanken um einen halben Kopf zusammen, weil sie die Beine ausstrecken mußten, um ihren Freundinnen vis-à-vis bedeutungsvolle Fußtritte unter dem Tisch zu versetzen.
Der schöne Rudi schwellte die Heldenbrust und stieß drei schwere Seufzer aus, – die anderen schrien wild nach Bier, der kommenden schrecklichen Tage gedenkend. –
„Eine Stunde noch, meine Herren, heute ausnahmsweise, dann ins Bett, und von morgen an schläft die Mannschaft im Bootshause.“
„Mhm“, nickte bestätigend der Schlagmann, trank aus und ging. – „Ja, ja, der nimmt’s ernst,“ sagten alle bewundernd. –
Spät in der Nacht traf ihn die heimkehrende Mannschaft zwar Arm in Arm mit einer auffallend gekleideten Dame in der Bretzelgasse, aber es konnte ja gerade so gut seine Schwester sein. – Wer kann denn in der Dunkelheit eine anständige Dame von einer „Infektioneuse“ unterscheiden!
Der „Achter“ kam dahergesaust, – die Rollsitze schnarchten, die schweren Ruderschläge dröhnten über das grüne, klare Wasser. –
„Jetzt kommt der Endspurt, da schauen S’, da schauen S’!“
„Eins, zwei, drei, vier, fünf – – – – – – aha – ein vierundvierziger!“
Staudachers Kommandogeheul ertönte: „Achtung, stop. Achter, Sechser zum Streichen, Einser, Dreier fort. – Ha–alt!“
Die Mannschaft stieg aus, keuchend, schweißbedeckt. –
„Da schauen S’ den Nummer drei, die Pratzen, wie junge Reisetaschen, was? Überhaupt die Steuerbordseite is gut beisamm’. – Der beste Mann im Boot
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/023&oldid=- (Version vom 31.7.2018)