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5. Oktober.

Wenn ich das Wesen der Suggestion nicht so genau studiert hätte, könnte ich wirklich recht nervös werden: Heute war es die achte Nacht, daß ich jedesmal von demselben Bilde geträumt habe. – Immer die zwei hinter mir her, auf Schritt und Tritt. – – Ich werde heute abends unter die Leute gehen und etwas mehr als sonst trinken. –

Am liebsten ginge ich ins Theater, – aber natürlich gerade heute ist „Macbeth“. – – – – – –

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7. Oktober.

Man lernt doch nie aus. – Jetzt weiß ich, warum ich so hartnäckig davon träumen mußte. – Paracelsus sagt ausdrücklich, daß man, um beständig lebhaft zu träumen, nichts anderes zu tun brauche, als ein- oder zweimal seine Träume niederzuschreiben. Das werde ich aber nächstens gründlich bleiben lassen.

Ob das so ein moderner Gelehrter wüßte. Aber auf den Paracelsus schimpfen, das können sie.

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13. Oktober.

Ich muß mir heute genau aufschreiben, was passiert ist, damit nicht in meiner Erinnerung etwa Dinge dazuwachsen, die gar nicht geschehen sind. – –

Seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, – die Träume bin ich Gott sei dank los – als ob stets jemand links hinter mir ginge. –

Ich hätte mich natürlich umdrehen können, um mich von der Sinnestäuschung zu überzeugen, – das wäre aber ein großer Fehler gewesen, denn schon dadurch hätte ich mir selbst gegenüber heimlich zugegeben, daß die Möglichkeit von etwas Wirklichem überhaupt vorhanden sein könne. – Das hielt so einige Tage an. – Ich blieb gespannt auf meiner Hut. –

Wie ich nun heute früh an meinen Frühstückstisch

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/064&oldid=- (Version vom 31.7.2018)