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sind und wir uns selbst den Namen Hom aussprechen, so öffnen sich die Augen des Verstandes, und man erwirbt sich das Geheimnis – – –“

Und die Brüder des Ordens standen umher, das blaue Band um die Stirn geschlungen und die Stäbe mit Rosen bekränzt. – Freie Forscher, die die Tiefen der Gottheit ergründen, mit Masken und weißen Talaren, damit keiner den andern kenne und keiner vom andern wisse. – [Wenn man sich aber auf der Straße begegnet, erkennt man sich am Händedruck.] –

Ja, ja – solche Institutionen sind oft unerforschlich und wunderbar. – – –

Amadeus Veverka greift unter seine Weste, ob er das Abzeichen seiner neuen Würde, die goldene Münze mit dem emaillirten Traubenkern noch habe, und wiegt sich im Gefühle stolzer Überlegenheit über diese schlafenden Menschen im nächtlichen Häusermeer, die nichts besseres kennen, als die Mysterien der Magistratserlässe, und wie man gut esse und viel trinke.

Er wiederholt sich, an den Fingern zählend, all das, was von jetzt ab streng geheim zu halten sei.

Wenn das so fort geht, – flüstert ihm jenes niederträchtige innere Ich zu, welches begeisterte deutsche Poeten so schön unter dem Sinnbild des „schwarzen Ritters zur Linken“ verhüllen, so werde ich schließlich noch das Einmaleins geheim halten müssen.

Selbstverständlich jagte er mit einem energischen Fußtritt diesen Teufel in seine finstere Welt zurück, wie es einem jungen Superieur inconnu geziemt, und wie es die Brüderschaft von ihm erwartet. –

Die letzte Straßenlaterne in seiner Nähe hat man erdrosselt, und über der dunstverhüllten Stadt flimmert nur das schwache Licht der Sterne. – Sie blinzeln gelangweilt auf das graue Prag und gedenken trübselig der alten Zeiten, da noch der Wallensteiner von seinem Schlosse auf der Kleinseite grübelnd empor zu ihnen

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)