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das man zum Zaubern braucht, – und seine Kleider darüber. – Die Stunde war da!

Ein Stoßgebet und das Bündel mit den Geräten. Nur nichts vergessen, sonst hat der Böse die Macht, den Schatz noch im letzten Augenblick zu verwandeln, wenn Tageslicht darauf fällt. – – Oh, solche Fälle sind schon dagewesen!

Halt, die Kupferplatte, Kohlenbecken – und Zunder zum Anglimmen!

Mit unsichern Schritten tappt er die Treppe hinab.

Das Haus war in früheren Zeiten ein Kloster gewesen, jetzt wohnte er ganz allein darin, und das Waschweib aus der Nachbarschaft brachte ihm tagüber, was er brauchte.

Kreischen und Dröhnen einer schweren eisernen Türe, und ein verfallener Raum öffnete sich. –

Kellergeruch und dicke Spinnweben überall, Schutt in den Ecken und Scherben schimmeliger Blumentöpfe.

Ein paar Hände voll Erde in die Mitte des Raumes getragen – – – – – – so! (denn die Füße des Exorzisten müssen auf Erde stehen) – eine alte Kiste zum Sitzen, den Pergamentkreis ausgebreitet. Mit dem Namen Tetragrammaton nach Norden; sonst kann das größte Unglück geschehen. Jetzt den Zunder und die Kohlen angezündet!


– – – – – – – – – – – –


Was war das?

Das Pfeifen von Ratten – nichts sonst.

Kräuter auf die Glut: Ginster, Nachtschatten, Stechapfel; – Wie das prasselt und qualmt.

Der Alte löscht die Laterne aus, beugt sich über die Pfanne und atmet den giftigen Rauch ein; er kann sich kaum aufrecht halten, so betäubt es ihn.

Und das schreckliche Sausen in den Ohren!

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/142&oldid=- (Version vom 31.7.2018)