Wohl aber darf eine Art unwillkürlicher Bezauberung, welche jene auf die Materie ausübt, zugestanden werden. Denn durch die erste Kategorie, nämlich die des Seins, mit der Materie in Verbindung stehend, dürfte sie als der reiche, überschwänglich hohe und absolut harmonische Bestandteil ganz unbewußt und unwillkürlich äußerlich einen magischen Zug auf die Materie ausüben. Hierdurch wird das Naturgesetz nicht gestört, sondern verstärkt.
5. Es kommt demnach ein eigentümlicher Drang in die Materie, ganz einfache Zustände zu verlassen und selbst höhere Stufen zu beherrschen. Die Übersphäre erlaubt jedoch eine derartige Steigerung, gewöhnlich die Evolution der Materie genannt, nur in der Form einer imaginären und imitativen Annäherung. Es ist nur ein Koinzidenzfall eigentümlicher Art, wenn die Materie in die Phase des bewußten Lebens tritt …
6. Es verändert an diesem Tatbestande nichts, wenn auch der Mensch sich zu einem transzendentalen Subjekte erhebt, weil dieses letztere doch nicht mehr ist als das Produkt seiner fortdauernden Sehnsucht nach der Übersphäre, die ewig zurückgezogen verbleibt, demzufolge das Dasein dem Kenner als unecht und unwahr erscheint und alles doch wieder auf Auflösung hinweist. Denn während sich die übergöttliche Natur aus der vollkommenen Abwesenheit aller menschlichen Eigenschaften erklärt, ist die menschliche vielmehr umgekehrt
Helene von Druskowitz : Pessimistische Kardinalsätze. Herrosé Zimsen Verlag, Wittenberg o. J., Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Pessimistische_Kardinals%C3%A4tze_Druskowitz_Helene_von.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)