34. Die vortrefflichen Eigenschaften, die wir bei männlichen Ausnahmenaturen finden und die gewöhnlichen Bauernregeln der Moral, die ausfindig gemacht wurden, sind gering zu achten, weil das Gute beim Manne zu spät kommt, und er erst dann anfängt, sich auf sich selbst zu besinnen, nachdem er den Lastern in abgefeimtester Form, den Irrtümern mit größter Sorglosigkeit Tür und Angel geöffnet hat. Daher die Überfülle von Zwangs- und Irrenhäusern, in welchen Dummheit, Verbrechen und Verrat ihre schändlichsten Orgien feiern.
35. Der blinde Wille zur Macht, wie man den unsauberen Grundzug im Manne genannt hat, ist nach unserer Meinung das Verwerflichste und Törichste in der gesamten Natureinrichtung. Die Vergeltung ist Abschwächung der Intelligenz bei den Nachkommen, da das Ungeheuer, welches blindlings nach Macht strebte, oft nur mehr Fischlaich hinterläßt, sowie die Geistesverfassung unseres Adels vielfach beweist. Zu den infamsten Torheiten, von welchen das Germanentum je geknechtet worden ist, zählt deshalb die Ehrung eines gewissen Nietzsche, der jenem schlechten Grundzug auf das verdammenswerteste und törichtste geschmeichelt hat. Wie die germanische Intelligenz zu dem Unglück kommen konnte, den albernen Schweizer Philologen, den der bekannte Stadtschreiber und Novellist G. Keller als Grafen Strapintzky in der Erzählung „Kleider machen Leute“ so vortrefflich karikiert hat,
Helene von Druskowitz : Pessimistische Kardinalsätze. Herrosé Zimsen Verlag, Wittenberg o. J., Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Pessimistische_Kardinals%C3%A4tze_Druskowitz_Helene_von.djvu/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)