diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 1 | |
|
Es giebt Brunnen dieser Art, aus denen man kein Salz bekommt, sondern bloß Feuer, und diese nennt man Feuerbrunnen. Man verschließt die Öffnung des Brunnens mit einem Bambusröhrchen, und leitet die entzündbare Luft wohin man will; man zündet sie mit einem Lichte an, und sie brennt fortwährend. Die Flamme sieht bläulich aus, steigt drei bis vier Zoll hoch, und hat einen Zoll im Durchmesser. Das Gas ist mit Erdpech geschwängert, riecht übel, und giebt einen schwarzen, dicken Rauch; sein Feuer brennt heftiger, als das gewöhnliche Feuer. Die großen Feuerbrunnen befinden sich zu Tsee-lieou-tsing, einem Flecken im Gebirge, an einem kleinen Flusse.
Ordnung ist Verstand; wo keine Ordnung in einem Hause herrscht, da ist weder Glück noch Segen, weil es ihm an der erhaltenden und erwerbenden Grundlage gebricht. Unordnung zerstört, was der Fleiß schafft; sie läßt unbenutzt, was die Ordnung Gedeihliches bewirkt. Die Pünktlichkeit ist die Tochter der Ordnung, und gewinnt Vertrauen, weil sie Alles zur rechten Zeit thut. Sie verbindet mit dem Verstande Gewissenhaftigkeit, und beide bringen Wohlstand ins Haus. Der Engländer Scott von Exeter, der beinahe bis in sein 80. Jahr in Geschäften herum reisete, zeichnete sich vorzüglich durch seine Pünktlichkeit und Ordnung aus, und da er mit diesen Tugenden einen emsigen und verständigen Fleiß verband, so erwarb er sich ein großes Vermögen. Wir wollen hier bloß etwas von seiner Pünktlichkeit erwähnen: seit einer langen Reihe von Jahren wußten die Wirthe in Devon und Cornwall, bei denen er einkehrte, genau den Tag, ja selbst die Stunde, wo er bei ihnen eintreffen werde. Kurz vor seinem Tode machte ein Herr in Cornwall eine Reise, und kehrte zu Mittage in einem kleinen Wirthshause zu Port Isaak ein, um da zu essen. Der Aufwärter reichte ihm den Speisezettel, allein es gefiel ihm keines von den Gerichten, welche darauf angeführt waren; da er jedoch sah, daß man eine schöne Ente briet, so wünschte er diese zu haben. Die Ente können Sie nicht bekommen, versetzte der Wirth; sie ist für Hrn. Scott aus Exeter bestimmt. – Ich kenne Hrn. Scott recht wohl, erwiederte der Reisende; er ist nicht in ihrem Hause. – Dieß ist wahr, gab der Wirth zur Antwort, aber vor sechs Monaten war er das letzte Mal hier, und bestellte eine gebratene Ente, die heute Punkt 2 Uhr für ihn bereit stehen sollte. Zu seinem großen Erstaunen sah der Reisende den alten Herrn in’s Wirthshaus treten, und zwar ungefähr fünf Minuten vor der bestimmten Zeit.
Die Taucherglocke, deren Gebrauch, obschon ziemlich ausgebreitet, doch in Kurzem sicherlich noch weit mehr zunehmen wird, ist eine neue Eroberung des menschlichen Gewerbfleißes. Schon in frühern Jahrhunderten hat man zahlreiche Versuche angestellt, auf dem Boden des Wassers zu verweilen; allein erst in neuerer Zeit hat die Praxis jene theoretischen Untersuchungen und Versuche, welche man sonst gemacht hatte, anzuwenden verstanden.
Von dieser Taucherglocke hat man bei dem Baue der Brücke von Bordeaux einen glücklichen Gebrauch gemacht, und jetzt sind alle großen französischen Häfen damit versehen. In Cherbourg bedient man sich derselben zur Untersuchung und Beendigung der untern Wände der Becken, welche man zur Aufnahme der Linienschiffe in den Felsen gehauen hat. Mit ihrer Hülfe kann man auf dem Grunde des Wassers fast eben so leicht arbeiten, als auf dem festen Lande unter freiem Himmel; man höhlt Felsen aus, sprengt Minen, nimmt die schwersten Steinblöcke weg und bearbeitet und vermauert sie.
Vor kurzem wurde die englische Fregatte Thetis, auf der sich mehrere Millionen Piaster befanden, von einem Sturme an die Küste von Brasilien geworfen und zerschmettert. Ihre Trümmer, die während des Sturmes zermalmt, zerstreuet und mit Felsenstücken in dem Sande herumgerollt wurden, waren in einer Tiefe von mehr als 30 Fuß begraben. Es trat eine Gesellschaft zusammen, der es gelang, vermittelst der Taucherglocke, aus diesem verworrenen Haufen einen großen Teil des verlorenen Geldes herauf zu holen. Wir wollen hier eine genaue Beschreibung der Taucherglocke mittheilen, welche der Engländer Spalding vervollkommnet hat.
Eine ganz einfache Erfahrung, die Jedermann anstellen kann, wird ihm sogleich eine Einsicht in das Prinzip verschaffen, nach welchem die Taucherglocke eingerichtet ist. Man nehme ein Glas, dessen Inneres trocken ist, tauche es ganz senkrecht ins Wasser und ziehe es so wieder heraus, ohne es so wenig als möglich auf die Seite zu halten. Hier wird man sehen, daß die innern Wände nur in einer gewissen Entfernung von den Rändern des Glases naß geworden sind, und daß sich das Wasser nicht im ganzen Glase ausgebreitet hat; eine Fliege, die man auf dem Boden befestigte, hätte ganz ohne Gefahr untertauchen können. Man denke sich nun das Glas vergrößert, und an die Stelle der Fliege einen Menschen, und man hat die Erklärung der Taucherglocke. Die Luft, welche einen kleinern Raum einnimmt, je tiefer man mit der Glocke hinab kommt, erhält endlich einen so hohen Grad von Springkraft (Elasticität), daß sie das Wasser nicht weiter herein dringen läßt. Jedoch ist es wahr, daß diese verdichtete Luft denjenigen ein höchst unangenehmes Gefühl verursacht, welche noch nicht an diese Spaziergänge unter dem Meere gewöhnt sind, und daß sie bei ihnen Ohrensausen veranlaßt, allein nach kurzer Zeit gewöhnt man sich daran; es giebt Arbeiter, welche es mehrere Stunden lang in einer sehr großen Tiefe aushalten können. Unglücksfälle sind so selten, daß ihre Anzahl nicht die gewöhnlichen Gränzen übersteigt, zwischen denen jedes Menschenleben sich eingeschränkt befindet. Die Furcht kann daher keinen Neugierigen abhalten.
Unsere Abbildung stellt die in England gebräuchliche Taucherglocke vor. ABCD zeigen den Körper der Glocke an, der an vier Seilen aa hängt, welche sich in dem Haken des Hauptschiffsseiles E vereinigen; bb sind die beiden Gewichte, die dazu bestimmt sind, die Öffnung CD der Glocke mit der Oberfläche des Wasser parallel zu halten. Damit die Maschine ins Wasser hinunter gelange, giebt es ein anderes Gewicht F, das man vermittelst eines Klobens nach Belieben auf- und abwinden kann, und das mehrere Zwecke hat. Wenn Eine der Seiten der Glocke beim Hinablassen durch ein Hinderniß aufgehalten würde, so daß das ganze Zubehör umstürzte, so würde das Gewicht F sogleich auf den Grund des Wassers hinabsinken und auf dem Boden ruhen. Das Zubehör, das wieder leichter würde, als die aus ihrer Stelle verdrängte Wassermasse, würde in die Höhe steigen und seinen festen Standort von Neuem einnehmen. Man sieht daher leicht ein, daß dieses Gewicht eine Art von Anker ist, der die Glocke in
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 1. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_04_nr_01.djvu/3&oldid=- (Version vom 29.5.2024)