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Seite:De PfM 1833 05 11 nr 02.djvu/2

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Im Jahre 1781 fing für das Palais Royal ein neuer Zeitpunkt an, wo es der thätigste Mittelpunkt von Paris für den Gewerbfleiß ward. Der Herzog von Chartres (späterhin Herzog von Orleans) ließ den geschickten Baumeister Louis zu sich kommen, und nach seinen Entwürfen beschloß man, einen breiten Streifen von dem Umkreise des Gartens wegzunehmen, um daselbst die drei Hauptgebäude aufzuführen, welche man jetzt sieht. Die Pariser waren darüber sehr aufgebracht, weil ihr Spaziergang verkleinert ward; allein ungeachtet dieses Geschreies bauete man fort, und im J. 1787 waren drei Façaden (Vorderseiten) fertig; allein es entstanden Unruhen, als man die Grundlagen zu der vierten legte, welche sich von den drei andern bloß durch eine kleine Kuppel, ähnlich dem Pavillon de l’Horloge der Tuilerien, und durch eine untere durchbrochene Säulenreihe unterscheiden sollte. Da die französische Revolution im Jahre 1789 die Arbeiten unterbrach, so bauete man breterne Schoppen, in denen man zwei Spaziergänge und zwei Reihen Baraken anbrachte. Anfänglich führten sie den Namen Tartarenlager (camps de Tartares), welcher aber bald durch jenen der hölzernen Galerie (Galerie de Bois) ersetzt ward, deren Ruf sich in allen Erdgegenden verbreitete.

Wer diese hölzerne Galerie (Galerie de Bois) mit dem schönen im Jahre 1829 vollendeten Spaziergange zu vergleichen vermag, der wird sich freuen, daß der Kloak in eine prächtige Wohnung verwandelt worden ist, allein er wird auch bedauern, daß man dem neuen Gebäude nicht den malerischen Anstrich des alten zu gegeben vermocht hat.

Ein Marmorpflaster, das immer von Reinlichkeit glänzt, ist an die Stelle des gewöhnlichen und kothigen Bodens getreten, auf dem man herum ging; eine Kuppel von Krystall vervielfältigt die Sonnenstrahlen da, wo kleine Fenster sie durch ihren Schmutz hindurch ließen; geräumige Vorplätze und große Öffnungen gestatten den freien Umlauf der Luft, die sonst in den Winkeln verdarb; durchsichtige Magazine, die von polirtem Metalle glänzen, durch große Fenster erleuchtet werden, und die mannichfaltigsten Waaren enthalten, sind an die Stelle der elenden, ganz offenen Baraken gekommen, in welche der Staub eindrang. An jedem Pfeiler sind von oben bis unten Spiegel angebracht. Verzierungen und Schnitzwerk sind in Menge vorhanden, ein durchbrochenes Geländer läuft im ganzen Umfange unter dem gläsernen Dache hin; außen geht eine Säulenreihe um die Galerie; sie ist mit einer Terrasse bekränzt, auf welcher sich gleichmäßig eine Reihe von Cylindern, oben mit vergoldeten Kugeln darauf, erhebt. Eine doppelte Reihe Vasen mit Blumen vollendet die Verzierung des obern Spazierganges, während sich im Innern eine lange Reihe von Krystallkugeln alle Abende mit Licht füllt.

Allein ungeachtet aller dieser Schönheiten hat das Palais Royal doch einen Theil seines ursprünglichen Charakters verloren. Es hat keinen örtlichen Anstrich mehr, es ist ein prächtiger und reicher Bazar geworden, dergleichen Paris alle Tage mehrere erhält.




Die Entstehung des Regens.

So gewöhnlich diese Erscheinung ist, so herrscht doch noch manche Dunkelheit über die Art, wie der Regen entsteht, und warum einige Wolken regnen, andere wieder nicht. Gewöhnlich nimmt man an, daß dieselben Ursachen, die den Nebel erzeugen, auch den Regen hervorbringen, sobald sie in einem höhern Grade vorhanden sind; denn zuerst entsteht eine Wolke, welche nichts anders als ein Nebel ist; nach und nach vergrößert sie sich, wird immer dunkler und grauer, d. h. der Nebel wird immer dichter, und zuletzt fallen wirkliche Wassertropfen herab. Etwas Ähnliches sehen wir öfters bei dem Nebel auf der Erde: wenn dieser sich verdichtet, so nimmt die Feuchtigkeit in ihm zu, und man wird bald gewahr, daß hier und da kleine Wassertropfen herabfallen, deren Menge allmälig zunimmt. In einem solchen Nebel kann man bis auf die Haut naß werden, wenn man lange genug in ihm verweilt. Hier hat man einen Regen, der sich von dem gewöhnlichen nur dadurch unterscheidet, daß er ganz nahe an der Erde entsteht, und wir uns mitten in den Wolken befinden. Auch macht es die Beschaffenheit des Nebels begreiflich, daß, wenn die Bläschen, aus welchen er besteht, zerplatzen, das Wasser in Tropfen herabfallen muß. So wie also der Nebel aus einer Zersetzung des Wasserdampfes in der Luft entsteht, so entsteht auch der Regen, und wenn jener gleichsam als die erste Stufe, als das erste Erzeugniß der Zersetzung, anzusehen ist, so macht dieser die zweite aus. Die Zersetzung des Wasserdampfes beginnt, wenn derselbe über einen gewissen Grad, der nach seiner verschiedenen Temperatur verschieden seyn kann, verdichtet wird, und dieß geschieht theils durch Anhäufung einer immer größern Menge von Dämpfen, theils durch Erkältung derselben. Die Ursachen also, welche die Entstehung des Regens zur Folge haben, können sich auf mancherlei Weise vereinigen. Wenn sich zwei Luftmassen von verschiedener Temperatur (Wärmebeschaffenheit) vermischen, so wird die eine durch die andere erkältet, und der in ihr enthaltene Wasserdampf kann dadurch zerstört und niedergeschlagen werden. Von der größern oder geringern Menge von Wasserdampf, welche sie enthalten, von dem größern oder geringern Unterschiede ihrer Temperatur hängt es ab, ob ein heftiger oder schwacher, ein anhaltender oder vorübergehender Regen erfolgen soll. Die verschiedenen Abstufungen desselben in Absicht auf Stärke und Dauer lassen sich aus der verschiedenen Beschaffenheit dieser Ursachen wohl begreifen.

Es ist auch nicht nöthig, daß wir jedes Mal eine Mischung zweier Luftmassen annehmen. Die Veränderungen, welche beständig in der Luft vorgehen, und theils auf ihre Temperatur, theils auf ihre Dichtigkeit, ihre Elasticität, ihren elektrischen und magnetischen Zustand, Einfluß haben, können auch unmittelbar Ursache werden, daß der Wasserdampf sich in ihr verdichtet und zersetzt, und in tropfbarer Gestalt zum Vorscheine kommt. Alsdann wird ebenfalls die Menge des vorhandenen Wasserdampfs und der Grad, in welchem jene Ursachen auf die Zersetzung desselben wirken, die Stärke und Dauer des Regens bestimmen. Jedoch dürfte es schwer seyn, in einem einzelnen Falle die Ursachen nachzuweisen, welche hier den Regen bewirkt haben, und man muß sich mit einer allgemeinen Angabe derselben begnügen; allein es geht uns bei Erklärung der meisten andern atmosphärischen Erscheinungen nicht besser.

Je mehr sich aber Wasserdampf zersetzt, desto mehr strömt er von allen Seiten wieder herbei; dadurch erhält die Wolke einen neuen Stoff zur Unterhaltung des Regens; überdieß wird sie durch den Wind von einer Stelle zur andern geführt, und trifft dadurch immer auf neue Dunstmassen, welche an die Stelle der zerstörten Dünste treten, und nach kurzer Zeit ebenfalls zerstört werden. Daher kann es kommen, daß aus einer Wolke von mäßigem Umfange nach und nach eine große Menge

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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 2. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_11_nr_02.djvu/2&oldid=- (Version vom 15.5.2024)