diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 2 | |
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Der Norwegische Storthing (Ständeversammlung) zeichnet sich durch feste Haltung an seine, als nützlich sich bewährende Verfassung, und seine Deputirten durch kurze Debatten über unbedeutende Staatsverfügungen aus. Er sucht sehr rühmlich die einfachen Sitten seiner Mitbürger zu erhalten.
Die Baumwolle ist der Flaum, womit die Früchte der Baumwollenstaude zur Zeit der Reife angefüllt sind. Die verschiedenen Arten dieser Pflanze machen Eine der Arten der Familie der Malvaceen aus, weil ihre Befruchtung jener der Malven ähnlich ist. Die Kennzeichen dieses Geschlechts von der Befruchtung entlehnt, sind folgende: Same in gerundeten oder eiförmigen Kapseln, oben spitzig, inwendig in drei bis vier Fächer abgetheilt, worin sich der Flaum (die Wolle) befindet, die Fächer öffnen sich, wenn sie reif sind, durch den bloßen elastischen Druck der Baumwolle. Jedes Fach enthält drei bis sieben Körner, welche von dem Flaum umgeben sind. Die Baumwollenarten, von denen wir nunmehr einige Nachrichten mittheilen wollen, sind wegen des Gebrauchs, den man von ihrem Erzeugnisse macht, die interessantesten.
Obgleich diese Pflanze unter die Kräuter gerechnet wird, so ist ihr Stengel doch hart und holzartig. Man bauet sie jährlich an, ob sie gleich einige Jahre ausdauern würde, wenn man sie der Natur überließe. Der Stengel ist cylinderförmig, unten röthlich oder braun, am obern Theile haarig und mit schwarzen Spitzchen übersäet, wie die Stiele, welche Blätter mit fünf rundlichen Lappen haben, die sich in einem Spitzchen endigen.
Die Blättchen des Kelchs sind breit, kurz und stark gezackt. Die Blüte ist groß und gelb; die Körner sind weiß. Die jährliche Baumwollenart ist am weitesten verbreitet, und wird von den Manufakturisten am meisten verarbeitet. Man hält sie in Persien für einheimisch, von wo aus sie nach Syrien, Kleinasien und in mehrere südliche Gegenden Europa’s gekommen seyn soll. Amerika hat sie sich auch angeeignet, ob es ihm schon nicht an einheimischen Arten fehlte. Unter den Letztern führt man eine Art an, deren Frucht viel größer, als die des asiatischen Baumwollenbaumes ist, so daß ihr Anbau einträglicher seyn würde; allein die Baumwollenstaude mit großen Kapseln stammt aus den heißesten Gegenden Südamerika’s her, während sich die asiatische sehr gut mit der Wärme von Malta, Sizilien und Andalusien verträgt. Aus diesem Grunde haben ihr die Bewohner der vereinigten Staaten von Nordamerika den Vorzug gegeben und der glückliche Erfolg ihres Anbaues rechtfertigt ihre Wahl vollkommen.
Streng genommen, ist diese Art kein Baum, sondern ein Gesträuch. Die Blätter sind handförmig, in fünf längliche Läppchen abgetheilt; die Blüten sind von einem röthlichen Braun und ziemlich groß. Man findet diese Art auf dem festen Lande der alten und neuen Welt, ohne daß man weiß, ob sie aus der einen in die andere gekommen ist. So viel ist gewiß, daß die höchste Art der Baumwollenpflanze vor der Ankunft der Europäer in Amerika vorhanden war, und daß man sie mit Recht als einheimisch daselbst anführen kann. Allein ihre der Art nach verschiedenen Kennzeichen unterscheiden sich so wenig von jenen der krautartigen Baumwollenpflanze Ostindiens, daß die Kräuterkundigen beide zu Einer Art rechnen.
Der Baumwollenstrauch (gossypium religiosum) ist ursprünglich in Ostindien oder in China einheimisch. Man weiß nicht, ob diese Art in irgend einem Verhältnisse mit der Religion ihres Vaterlandes steht, wodurch sich die Benennung erklären ließe, welche ihr Linné gegeben hat. Sie ist nicht ganz so hoch als die vorige, und führt einen andern Namen in den Sprachen aller der Länder, in welchen sich beide Pflanzen zu gleicher Zeit befinden. Man unterscheidet zwei Spielarten, die Eine, deren Baumwolle weiß ist, und die Andere, welche die gelbbraune Baumwolle liefert, woraus man den Nanking verfertigt. Diese köstliche Spielart ist besonders in China in Menge vorhanden, von wo sie nach den Inseln Frankreich und Bourbon gekommen ist. Auch hat man in Amerika eine sehr kleine Art von Baumwollenstaude gefunden, welche einen gelbbräunlichen Flaum von einer außerordentlichen Feinheit und von einem merkwürdigen Glanze hervorbringt; man macht Strümpfe davon, die man den seidenen vorziehen würde, wenn ihr Preis nicht so hoch wäre.
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 2. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_11_nr_02.djvu/4&oldid=- (Version vom 15.5.2024)