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Bis jetzt hat die Baumwollenstaude, die man alle Jahre säet, die größte Menge von Baumwolle in den Handel geliefert. Diejenige, welche die Engländer am meisten schätzen, kommt aus Georgien, Einem der Staaten der nordamerikanischen Union (Verbindung); die Manufakturisten bezahlen gern den doppelten Preis dafür als für jede andere Baumwollenart; allein man muß wissen, daß die baumartigen Arten einer größern Wärme bedürfen, und daß sie mit keinem glücklichen Erfolge in den gemäßigten Gegenden, z. B. auf dem Gebiete der vereinigten Staaten, angebauet werden könnten; jedoch ist, nach Humboldt, der mittlere Wärmegrad der Örter, welche für die großen Baumwollengewächse passen, etwas unter 14° Réaumur, und die Wärme, welche die gemeine Baumwolle erfordert, über 11°, so daß der Unterschied zwischen den beiden Wärmegraden nicht über 21/2 betrüge.
Alle Arten von dieser Pflanze, die jährlichen und die ausdauernden, werden durch Erziehung aus Samen fortgepflanzt. Was die jährlichen Arten anbelangt, so verfließen, wenn die Witterung günstig ist, sieben bis acht Monate zwischen der Aussaat und der Ernte. Sobald sich die Kapseln zu öffnen beginnen, eilt man zur Ernte. Die Baumwollenfelder gewähren alsdann einen sehr angenehmen Anblick. Mit Vergnügen verweilt das Auge auf den Blättern von einem dunkeln und glänzenden Grün und der Menge weißer und in Kügelchen bestehender Früchte, womit es übersäet ist. Man rechnet, daß in guten Jahren ein Morgen bis 200 Pfund gereinigte Baumwolle liefern kann. Einige Baumwollenpflanzer nehmen auf dem Stamme den Flaum nebst den darin enthaltenen Körnern heraus und lassen die Hülle der Kapseln an den Stengeln; Andere schneiden alle Früchte ab, um sie insgesammt zusammen fortzuschaffen, und warten, bis sie sich von selbst öffnen, um ihr Ausmachen und Reinigen zu beginnen. Dieß Geschäft wird alsdann beschwerlicher, weil die ausgetrocknete Hülle in sehr kleine Stücke zerbricht, welche sich mit der Baumwolle vermischen. Auf welche Art man aber auch verfahren mag, so darf das Einsammeln doch nicht länger, als die Morgenröthe, dauern, und man muß vor Sonnenaufgang alle Kapseln, welche sich geöffnet, weggenommen haben, weil die Wirkung eines starken Lichtes schnell die Farbe der Baumwolle verändert.
Die Baumwollensträuche tragen bloß fünf bis sechs Jahre. Beginnt sich der Ertrag zu vermindern, so veranstaltet man eine neue Erziehung aus Samen, um die Pflanzung zu erneuern.
Nach der Ernte reinigt man die Baumwolle, um die Körner davon abzusondern. Diese Arbeit ist langsam und umständlich, wenn man sie mit der Hand verrichtet, weil der Flaum fest an den darin enthaltenen Samenkörnern hängt. Man nimmt daher zu Maschinen seine Zuflucht. Der Ostindier, der noch auf seine beiden Arme beschränkt ist, braucht zum Reinigen eines Pfundes Baumwolle einen ganzen Tag. Mit der Maschine reinigt eine einzige Person an einem Tage 60 bis 65 Pfund Baumwolle; aber in Nordamerika begnügt man sich noch nicht mit diesem Erfolge; man hat da große Reinigungsmaschinen erfunden, welche von Pferden, vom Wasser oder vom Dampfe getrieben werden. Eine solche Maschine, welche von einem Pferde in Bewegung gesetzt und von drei Arbeitern geleitet wird, liefert täglich bis 9 Centner gereinigte Baumwolle.
Diese erste Reinigung ist jedoch noch nicht hinreichend; es bleiben noch immer einige Samenkörner und Stückchen von der Hülle des Flaums zurück. Durch ein anderes Verfahren säubert man die Baumwolle von allen diesen Unreinigkeiten. Hierauf schickt man die Baumwolle in die Magazine, wo man sie in Ballen verpackt, wovon ungefähr jeder 3 Centner wiegt.
In Ägypten bauet man seit zehn Jahren die Mako- oder Jumelbaumwolle, wovon man im Jahre 1823 nur 5 Ballen, im Jahre 1824 aber schon 134,416 Ballen ausführte, die einen Ertrag von 4,798,891 spanischen Thalern abwarfen. Diese Baumwolle entdeckte im Jahre 1822 der Franzose Jumel in einem Garten Mako-Bey’s, und ihr Anbau hat seit der Zeit stets zugenommen. Die Ausfuhr der Baumwolle aus Ägypten, die in England und Frankreich vielen Beifall gefunden hat, ist sich jedoch nicht gleich geblieben; bald war sie größer, bald kleiner, und ihr Ertrag hing oft von der politischen Lage des Landes ab, dessen Bevölkerung durch die Kriege des Pascha’s sehr leidet.
Im Jahre 1828 führte Großbritannien 2,266,260 Centner Baumwolle ein: als 1,517,520
diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 2. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_11_nr_02.djvu/5&oldid=- (Version vom 15.5.2024)