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und ängstlich an. So blicken kleine Kinder, wenn sie sich einer Schuld bewußt sind. Als ich merkte, daß das Gespräch auf intime Familiendinge kam, erhob ich mich, um hinauszugehen. Die Chlykina merkte diese Bewegung.

„Macht nichts, bleiben Sie nur!“ sagte sie, um mich zurückzuhalten. „Den jungen Leuten ist es nützlich, solches zu hören. Wir sind zwar nicht gelehrt, kennen aber das Leben besser als Sie. Wir wollen bei dir zu Mittag essen, lieber Bruder,“ wandte sie sich an Dokukin. „Bei dir gibt es heute sicher nur Fleischspeisen, du hast wohl vergessen, daß heute Mittwoch ist…“ Sie seufzte. „Laß uns bitte Fastenspeisen zurichten. Etwas anderes werden wir nicht essen, Bruder.“

Dokukin rief Timoschka herbei und bestellte Fastenspeisen.

„Und wenn wir gegessen haben, fahren wir zum Adelsmarschall…“ fuhr die Chlykina fort. „Ich werde ihn flehentlich bitten, sich der Sache anzunehmen. Es ist seine Sache, aufzupassen, daß die Edelleute nicht liederlich werden.“

„Ist Dossifej liederlich geworden?“ fragte Dokukin.

„Als ob du es zum erstenmal hörtest!“ erwiderte Chlykina, die Stirne runzelnd. „Dir ist es übrigens ganz gleich… Auch du denkst nicht allzusehr an deinen Stand… Wir wollen aber den Herrn jungen Mann fragen. Junger Mann,“ wandte sie sich an mich, „halten Sie es für gut, wenn ein Edelmann mit jedem Gesindel verkehrt?“

„Es kommt darauf an, mit wem,“ sagte ich verlegen.

„Zum Beispiel mit dem Kaufmann Gussjew. Ich lasse

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. München: Musarion, 1920, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/057&oldid=- (Version vom 31.7.2018)